Das Areal der Christophorus-Kirchengemeinde erhält eine neue Struktur. Der Gemeindesaal wird abgerissen, zwei Neubauten errichtet – Werkstatt und Wohnheim für Behinderte. Aber: Die Kita wird geschlossen.

Wangen - Der katholischen Kirchengemeinde St. Christophorus in Wangen steht eine Herkulesaufgabe bevor. Ihr Kirchengelände soll neu strukturiert werden. Der große Gemeindesaal ist in die Jahre gekommen, nicht barrierefrei und er wird auch nur noch selten genutzt. Er müsste mit großem Aufwand modernisiert werden. Die Sanierung scheint unrentabel, der Abriss und ein Neubau die bessere Alternative.

 

Die Kirchengemeinde hat dazu mit dem Caritasverband einen Partner gefunden, um gemeinsam ein Konzept für das neue „Zentrum Christophorus“ zu erarbeiten. Entstehen soll ein neues Zentrum für die Kirchengemeinde, das mit dringend benötigtem Wohn- und Lebensraum für Menschen mit Behinderung harmonisch kombiniert wird. Allerdings: Für die bisherige Kita mit 20 Plätzen ist kein Platz mehr auf dem Gelände. „Die Kirche mit ihrem imposanten Turm und der Innenhof bleiben bestehen. Sie bilden weiter den Mittelpunkt“, erklärte Marlene Lenzen vom Caritasverband. Architekt Thomas Schneider-Graf stellte den Bezirksbeiräten und Zuhörern die Pläne vor. Der tiefer liegende Gemeindesaal aus den 60er-Jahren und das zweigeschossige Gebäude in der Ludwig-Blum-Straße, in der zurzeit die Verwaltung der Kirchengemeinde und die Kita untergebracht sind, werden komplett abgerissen. Sie werden durch zwei Neubauten ersetzt.

Acht betreute Wohnungen

Anstelle des Gemeindesaals ist ein viergeschossiges Gebäude geplant, das im Rechten Winkel zur Christophoruskirche steht und mit einem Eck etwas über den Gehweg in der Inselstraße ragt. In diesem Gebäude sind im Erdgeschoss der Mehrzweckraum sowie Büros für die Kirchengemeinde vorgesehen. Im ersten Obergeschoss sind die Räume für den Förderbereich untergebracht, in denen Menschen mit Behinderung von Mitarbeitern der Neckartalwerkstätten betreut werden können. Im zweiten Obergeschoss – das ist gegenüber den Plänen aus dem Frühjahr 2017 neu – haben die Planer acht betreute Wohnungen für Menschen im Alter sowie Mitarbeiterwohnungen vorgesehen. In der Tiefgarage im Untergeschoss sind Plätze für Mitarbeiter reserviert. „Der neue Mehrzwecksaal kann von allen Beteiligten genutzt werden“, so Schneider-Graf. Tagsüber beispielsweise von den Behinderten und am Abend oder auch am Wochenende durch die Kirchengemeinde für Feste und Veranstaltungen. Es gibt zudem eine barrierefreie Verbindung zum Kolpingsaal im Kirchengebäude.

Vermutlich über eine Pergola soll auch eine Verbindung zum zweiten Neubau geschaffen werden. In der Ludwig-Blum-Straße entsteht ein Gebäude für 18 Menschen mit Behinderung, die dort relativ autonom wohnen können. Sie sind in vier Wohneinheiten mit je vier bis fünf Bewohnern untergebracht und werden von Caritas-Mitarbeitern betreut. Ihr Arbeitsplatz, der Förderbereich der Neckartalwerkstätten, liegt direkt gegenüber. Mit dem Abbruch der Häuser soll Ende 2019 begonnen werden, das Zentrum dann bis Frühjahr 2022 bezugsfertig sein. Das Projekt kostet rund neun Millionen Euro.

Keine Alternative für die Kita

Kritisch sahen die Bezirksbeiräte die Zu- und Abfahrt in die Tiefgarage sowie die Anlieferung. Sie soll über die Inselstraße erfolgen. Marijan Laszlo (CDU) befürchtet dadurch Staus und unübersichtliche Situationen im Bereich der Stadtbahnhaltestelle. Auch die über den Gehweg ragende Ecke missfällt den Bezirksbeiräten. Anwohner sprachen die Höhe der Gebäude an. Sie fürchten Verschattung ihrer Wohnungen und Einschränkungen ihrer Sicht. Am heftigsten kritisierten Eltern und die Bezirksbeiräte aber die Schließung der Kindertagesstätte. „Wir haben nach alternativen Standorten gesucht, bisher aber keinen geeigneten gefunden. Wir werden uns für die Trägerschaft der neuen Kita in der Jägerhalde bewerben“, bat Fred Heine von der Kirchengemeinde um Verständnis für die schwierige Situation.

Für die Eltern ist dies kein Trost. Sie benötigen jetzt Sicherheit. „20 Kinder stehen von kommenden Sommer an auf der Straße oder müssen in andere Stadtbezirke ausweichen. In Wangen fehlen Betreuungsplätze“, ärgerte sich eine Mutter stellvertretend für weitere im Saal anwesende. „Die Kinder dürften nicht nachrangig behandelt werden“, forderten die Bezirksbeiräte nach Lösungen.