Die Zufahrt zur Reinigungsanlage ist problematisch. Eine Alternative gibt es – auf Ditzinger Gemarkung. Das freut die Ditzinger Stadträte allerdings überhaupt nicht.

Strohgäu - Die Modernisierung des Ditzinger Gruppenklärwerks ist gerade erst abgeschlossen, da stinkt es den Ditzingern schon wieder. Diesmal aber geht es um das Leonberger Klärwerk. Um die Anlage, die das Abwasser des gesamten Stadtgebiets klärt, auf den neuesten technischen Stand zu bringen, sind in den kommenden fünf Jahren Investitionen von knapp elf Millionen Euro vorgesehen.

 

Brücke hält der Belastung nicht stand

Doch mit der Modernisierung einher geht der Ausbau der Zufahrt zur Kläranlage. Diese führt bisher auf Leonberger Grund über das Reiterzentrum Tilgshäusle. Der laut den Planern beste Weg führe allerdings über Ditzinger Gemarkung. Ungewöhnlich deutlich haben sich Ditzinger Stadträte und Verwaltung in ihrer ersten Reaktion dazu positioniert. Sie sehen die Pläne kritisch. „Das ist ein sehr massiver Eingriff. Ich würde einem Markungstausch nicht zustimmen“, sagte der Grünen-Stadtrat Ulrich Steller. Der Bürgermeister Ulrich Bahmer versprach, die Position der Ditzinger in den Gesprächen mit den Nachbarn mit Nachdruck zu vertreten. Gleichwohl würdigte die Verwaltung, dass Leonberg die Ditzinger noch vor der Vorberatung des Leonberger Gemeinderats informiert hatte.

Die bisherige, rund anderthalb Kilometer lange Zufahrt von der Bundesstraße 295 über den Tilgshäusleweg sei laut den Leonbergern aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen führt sie über Feldwege und ist nur rund drei Meter breit. Die Streckenführung sei überdies unübersichtlich und teils sehr steil. Zudem sei die Glemsbrücke nicht tragfähig genug. Sie ist bis zu einem Gewicht von 30 Tonnen belastbar. Bei den zu erwartenden Lastwagen muss aber von einem Gewicht von 30 bis 40 Tonnen ausgegangen werden. „Verschiedene Reinigungsprozesse sind auf ständige Versorgung mit Hilfsmitteln wie Chemikalien und Aktivkohle angewiesen“, teilen die Leonberger mit. Diese Stoffe werden aber mit Tanklastwagen angeliefert. Auch der Klärschlamm wird per Lastwagen entsorgt. Es handelt es sich jeweils um 40-Tonner.

Zufahrt über den Hohlweg?

Die Leonberger hatten für die Trassenplanung Fachplaner mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Die Kläranlage liegt in mehrfacher Hinsicht in einem Schutzgebiet. Sie liegt in einem Tal, das geprägt ist von Biotopen, Naturdenkmalen, und Gewässern. Ein für den Verkehr idealer Ausbau sei deshalb mit großen Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden, teilt die Leonberger Verwaltung mit. Die Fachplaner schlagen deshalb einen Kompromiss vor: nicht die bisherige Zufahrt, sondern eine Strecke über Ditzinger Gemarkung. Ein Markungstausch würde notwendig. Allerdings wäre damit auch der Hohlweg betroffen – ein flächiges Naturdenkmal, ein Biotop. Der Weg müsste voll ausgebaut werden. Zudem müsste die Holzbrücke ersetzt werden. Da dieser Abschnitt Bestandteil des Glemsmühlenradwegs ist, müsse der Radverkehr in einer sicheren, separaten Spur geführt werden, argumentieren die Ditzinger. Ganz abgesehen von den Belangen der Fußgänger: Sie nutzen das Gebiet zur Freizeit und als Erholungsraum.