Für den Umweltschutz muss der Wasserspiegel des Flusses abgesenkt werden. Verliert die Stadt dadurch eines ihrer Wahrzeichen?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Tuttlingen - Im Streit um die seit Jahrhunderten übliche Aufstauung der Donau in Tuttlingen hat die Stadt eine weitere juristische Niederlage hinnehmen müssen. Das Verwaltungsgericht in Freiburg wies ihre Klage gegen das Land nun auch im Hauptsacheverfahren zurück. Vor einem Jahr war man bereits mit der Bitte um einstweiligen Rechtsschutz in zwei Instanzen gescheitert. Die Urteilsgründe würden im Januar bekannt gegeben, sagte ein Gerichtssprecher.

 

Das Landratsamt hatte im Auftrag von Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) die Stadt angewiesen, die im Sommer übliche Aufstauung der Donau von zweieinhalb auf einen Meter abzusenken. Hintergrund ist die europäische Wasserrichtlinie. Sie verlangt, Flüsse wieder in ihren ursprünglichen ökologischen Zustand zu versetzen und insbesondere für Fische wieder durchgängig zu machen. Ein Wehr wie in Tuttlingen stört dabei, auch weil es die Donau auf einem längeren Abschnitt zu einem stehenden Gewässer macht.

Rinnsal fließt durch die Stadt

Doch für Tuttlingen geht es ums Stadtbild und ums Selbstverständnis. Denn ohne den im Frühsommer üblichen Aufstau gibt es an vielen Tagen überhaupt keine Donau in der Stadt. Dann versickert Europas längster Strom im Karst – nur wenige Kilometer nach seinem Ursprung in Donaueschingen. So war es auch in diesem Sommer, in dem die Ruderboote auf dem Trockenen lagen. Reparaturarbeiten am Wehr hatten sich hingezogen. Als sie fertig waren, reichte das Donauwasser nicht mehr aus, auch weil das Landratsamt die vorgeschriebene Restwassermenge, die weiter fließt, erhöht hatte.

„Wir würden uns freuen, wenn die gerichtliche Entscheidung nun den Weg bereiten könnte, eine auch für die Stadt ansprechende Gesamtkonzeption gemeinsam zu entwickeln“, sagte eine Sprecherin des Freiburger Regierungspräsidiums. Doch noch ist ein Ende des Streits nicht sicher. „Wir hätten uns eine andere Entscheidung erhofft“, sagte ein Sprecher der Stadt. Ob man das Urteil anfechte, werde entschieden, wenn das Gericht die Gründe veröffentlicht habe.