Der Dichter Achim von Arnim, der Philosoph Johann Gottlieb Fichte und andere trafen sich im exklusiven Kreis. Die bislang unbekannten Protokolle überliefern nicht nur Nettes.

Weimar - Das Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar hat die bislang unbekannten Protokolle der Deutschen Tischgesellschaft erworben. Vom ersten Versammlungstag am 18. Januar 1811 bis zur 369. Versammlung am 4. Oktober 1826 dokumentierten diese handgeschriebenen „Tagblätter“ die Sitzungen des Berliner Romantikerclubs, teilte die Stiftung am Mittwoch in Weimar mit. In den zwei umfangreichen Konvoluten befänden sich neben den vorgetragenen Gedichten und Liedern auch Handschriften von Ludwig Achim von Arnim (1781-1831) und Johann Gottlieb Fichte (1762-1814).

 

Von Arnim habe die Gesellschaft als exklusive Vereinigung in Berlin gegründet. Nach Angaben eines Stiftungssprechers brachte sie Künstler und Wissenschaftler, führende Vertreter von Adel und Bürgertum sowie Spitzenbeamte und Militärs zusammen. Frauen und jüdische Bürger hätten nicht teilnehmen dürfen. Entsprechend werte die Stiftung die Protokolle als wichtige Dokumente zur kritischen Aufarbeitung der Geschichte des Antisemitismus und der Geschlechterpolitik im 19. Jahrhundert.

Ein verändertes Bild

Einige Vorlagen, Reden und Lieder der Tischgesellschaft lägen zwar bereits vor. Ihre Protokolle waren aber laut Stiftung bisher unbekannt. Ihre Entdeckung verändere und ergänze daher das Bild dieser Vereinigung in wichtigen Punkten.

Das 1885 gegründete Goethe- und Schiller-Archiv gilt als ältestes deutsches Literaturarchiv. Es verwahrt mehr als 150 Nachlässe von Schriftstellern, Komponisten und Künstlern. Die „Tagblätter“ sollen in den Bestand Arnim-Brentano eingehen, der zum Großteil 1954 aus der Berliner Akademie der Künste nach Weimar kam.