In Baden-Baden trifft künftig Klassik auf Spitzenküche: Der Drei-Sterne-Koch Harald Wohlfahrt berät ab der neuen, im Oktober startenden Spielzeit die Gastronomie des Festspielhauses. Laut Festspielhaus-Geschäftsführer Michael Drautz soll Wohlfahrt dort neue Akzente setzen.

Baden-Baden - Harald Wohlfahrt (61) zählt zu den besten Köchen Europas – und künftig berät er das Festspielhaus Baden-Baden. Nachdem der Drei-Sterne-Koch kürzlich nach 41 Jahren seine bisherige Wirkungsstätte, das Gourmetlokal Schwarzwaldstube im Hotel Traube in Baiersbronn-Tonbach, verlassen hatte, soll er von der neuen Spielzeit an, sprich ab Oktober 2017, für die Aida-Gastronomie des Festspielhauses „gemeinsam mit dem Aida-Küchenteam neue Ideen entwickeln und umsetzen“, teilte Festspielhaus-Geschäftsführer Michael Drautz unserer Zeitung mit.

 

Preise sollen sich nicht erhöhen

Die Zusammenarbeit sieht Drautz „als i-Tüpfelchen“ für die Gäste und Künstler des größten deutschen Opernhauses. „Wir streben hier aber keine Drei-Sterne-Küche an“, stellte Drautz klar. Die Gäste erwarteten schließlich, dass sie ihr Essen nach einer Veranstaltung recht zügig serviert bekommen. „Wir wollen aber abwechslungsreiche, regionale und saisonale Küche bieten.“ Auf das Preisgefüge des Restaurants werde die Wohlfahrts Verpflichtung keine Auswirkungen haben.

Das Festspielhaus habe in der Vergangenheit immer mal wieder mit Harald Wohlfahrt zusammengearbeitet: „Die Chemie hat da einfach gestimmt“, sagte Michael Drautz. Als er dann von Wohlfahrts Abschied aus der Schwarzwaldstube gehört habe, habe er ihn angerufen – und ihm ein Angebot gemacht.

Wohlfahrt stritt sich mit seinem Arbeitgeber

Die letzten 25 Jahre hatte Wohlfahrt jedes Jahr drei Michelin-Sterne für das Feinschmeckerlokal Schwarzwaldstube im Hotel Traube Tonbach erkocht – ein Rekord. Für das Lokal und Heiner Finkbeiner, den Besitzer der Traube Tonbach, war Wohlfahrt Aushängeschild und Erfolgsgarant. Doch der Koch hatte zuletzt mit seinem Arbeitgeber über eine Weiterbeschäftigung gestritten. Die Küchenleitung war vom Hotel an Wohlfahrts einstigen Souschef Torsten Michel übergeben worden, mit dem er das Restaurant seit 2016 in einer Doppelspitze geführt hatte.

Michel schaffte es am Montagabend bei den Chefdays in Berlin auf Platz 7 der besten deutschen Köche. Und ist somit der beste Koch in Baden-Württemberg. In Berlin zeichnete der Sternekoch Jörg Sackmann Harald Wohlfahrt für sein Lebenswerk aus als „Inspirationschef des Jahres“. „Er ist einer der ganz großen Pioniere der Gourmetküche in Deutschland und darüber hinaus“, sagte Sackmann. Begleitet von viel Applaus und stehenden Ovationen bedankte sich Wohlfahrt bei Finkbeiner. „Und bei meiner Frau, die das all die Jahre mitgemacht hat.“

Wohlfahrt freut sich auf Baden-Baden

Auf Baden-Baden freut er sich. „Das passt zu mir, das ist eine tolle Marke“, sagte Wohlfahrt im Gespräch. Auch die Dinner-Show „Palazzo“ in Stuttgart und Mannheim sei nach all den Jahren immer wieder eine Herausforderung. Ansonsten ist seine Zukunft ungewiss. Aber nur beratend wolle er nicht tätig sein: „Ich bin ein Macher. An Anfragen mangelt es mir nicht. Ich habe alle Möglichkeiten, muss mich aber noch definieren.“ Außerdem merke er nun, auf was seine Frau 41 Jahre verzichten musste. „Und an meinen zwei Enkelkindern sehe ich, was ich verpasst habe“, sagte Wohlfahrt.

Wohlfahrt hatte zunächst das Angebot, als „kulinarischer Direktor“ in der Traube Tonbach zu bleiben. Das lehnte er ab – und verklagte seinen Arbeitgeber Finkbeiner. Vor der Verhandlung vor dem Arbeitsgericht in Pforzheim legten beide Seiten ihren Streit mit einem Vergleich bei. Details wurden nicht bekannt.