Der TV-Journalist Klaus Barber hat einen Krimi geschrieben, der in der Stuttgarter TV- und Promiwelt spielt, und nimmt in „Mord am Fernsehturm“ jede Menge Stuttgarter Befindlichkeiten aufs Korn.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Wer eine Weile in Stuttgart lebt, lernt hoffentlich eher früher als später, dass die Landeshauptstadt vieles ist, aber nichts so richtig: Sie ist keine Metropole, aber auch kein richtiges Dorf. Der VfB spielt (mittlerweile wieder) stabil in der ersten Liga, ist aber von den Topvereinen ein gutes Stück entfernt. Von Stuttgart ist es an die Nordsee in etwa so weit wie bis nach Italien. Man kann das mittelmäßig nennen oder vielseitig.

 

Genauso ist es mit Stuttgart als Medienstadt. Natürlich sind in der Landeshauptstadt viele Verlage und Medienmacher auf Funk und Fernsehen ansässig. Aber München, Hamburg und Berlin spielen dann doch in einer anderen Liga.

Vom mehr oder weniger erfolgreichen Bemühen der Stuttgarter, mehr zu sein als ein durchschnittlicher Medienstandort, handelt Klaus Barbers „Mord am Fernsehturm“. Der Star einer Daily Soap wird tot aufgefunden, und der Tatort gibt allerlei Anlass für Spekulationen. Der TV-Journalist Klaus Durlach, der sein Talent und sein Engagement für den schönsten Beruf der Welt im privaten TV-Regionalsender TV Schwaben verschwendet, ist beim Polizeieinsatz vor Ort und wittert die große Story.

Auf den Spuren von Satanisten und Kunstfälschern

Durlachs Ermittlungen führen ihn in die nur wenig schöne Welt der TV-Billigserienproduktion, in der jeden Tag 20 Minuten sendefähiges Material entstehen muss, und unter die Stuttgarter Halbprominenten in Halbhöhenlage, die im Zweifel reicher sind als der Rest der Republik zusammen, die aber keiner kennt. Durlach schnüffelt in den geheimnisumwitterten Welten der Satanisten sowie der Kunstfälscher und kommt dem politischen Gerangel um ein Gewerbegebiet auf die Spur, aus dem auf Biegen und Brechen ein neues Medienzentrum werden soll.

Es zeigt sich: Vom Tod des jungen Schauspielers profitieren mehr Menschen, als es zunächst den Anschein hat. In Durlachs Visier gerät auch ein Stuttgarter Promipaar, das einige pikante Geheimnisse zu hüten hat. Und dann hat es den Anschein, als hätte Durlach mit seinen Schnüffeleien den Argwohn des Mörder auf sich gezogen...

Aus dem Innenleben der Fernsehwelt

Barber ist selbst TV-Journalist, war als Reporter unterwegs, Redakteur von Unterhaltungsformaten und in der Journalistenausbildung tätig. Er kennt das Geschäft und die Stuttgarter Befindlichkeiten gut, das merkt man seinem Krimi auch an. Wer in den vergangenen 20 Jahren mitverfolgt hat, wie die eine oder andere mediale Orchidee in Landeshauptstadt für eine Weile zu blühen begann und dann verwelkte, weil das Geld ausging, wird mit einigem Vergnügen so manches in „Mord am Fernsehturm“ wiederfinden.

Wer sich in der Stuttgarter Medienszene, bevorzugt vor und hinter den TV-Kameras, aufgehalten hat oder aufhält, wird mit Barbers Krimi seine besondere Freude haben. Für alle anderen bietet der neue Stuttgart-Krimi aus dem Emons-Verlag solide Kost mit vertrauten Orten von Killesberg bis schwäbische Provinz, die gelegentlich ein bisschen mehr Pfeffer haben könnte, aber allen Freunden von Krimis mit Stuttgart-Bezug gefallen dürfte.

Klaus Barber: Mord am Fernsehturm. Stuttgart Krimi. Emons Verlag Köln 2018. Broschur, 448 Seiten, 12,90 Euro.