Er soll die tote Volksbühne wieder zum Leben erwecken: Klaus Dörr, stellvertretender Intendant des Stuttgarter Schauspiels, geht nach Berlin und wird Geschäftsführer des Theaters am Rosa-Luxemburg-Platz.

Stuttgart - Wenn man in Berlin künstlerisches Personal sucht, geht der Blick gerne nach Stuttgart. Zuletzt sollte Ines de Castro, Leiterin des Linden-Museums, fürs Berliner Humboldt-Forum abgeworben werden. Sie gab der Hauptstadt einen Korb. Anders sieht es jetzt bei Klaus Dörraus, dem stellvertretenden Intendanten des Stuttgarter Schauspiels: Er nimmt den Job des geschäftsführenden Direktors der unter Chris Dercon am Boden liegenden Berliner Volksbühne an. Dörr folgt auf Thomas Walter, dessen Vertrag im Sommer 2018 endet.

 

Für den 56-jährigen Dörr dürfte der Wechsel nach Berlin reibungslos verlaufen. Das Stuttgarter Schauspiel verlässt der Theatermanager ohnehin zum Ende der Saison, zusammen mit Armin Petras, dessen Intendanz ausläuft. Gemeinsam waren die beiden 2013 vom Berliner Gorki-Theater gekommen, wo sie sieben Jahre das Führungsduo bildeten. Davor war Dörr als Theaterproduzent in der Hauptstadt tätig, weshalb er über herausragende Kompetenzen und Erfahrungen verfüge, wie die Berliner Kulturverwaltung zu ihrem Entschluss mitteilte, den Theatermann an die Volksbühne zu holen.

Das Kulttheater zum Leben erwecken

Die Aufgabe, die den immer in Schwarz gekleideten Dörr erwartet, ist die schwierigste, die in Kunst und Kultur derzeit zu vergeben ist. „Extrem herausfordernd“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Volksbühne, die unter der Leitung von Frank Castorf zur Kult- und Pilgerstätte wurde, kommt unter ihrem neuen Chef Chris Dercon nicht in Schwung. Schließzeiten, Dilettantismus, halbgare Performances prägen das Bild. Das tote Riesenhaus wieder zum Leben zu erwecken, ist Teil des Kampfauftrags, den Dörr zum 1. August übernimmt, auch wenn er als Geschäftsführer nicht für Kunst, sondern für Personal, Organisation, Finanzen zuständig ist.

In Stuttgart ist der 1961 in Neustadt an der Weinstraße geborene Dörr immer der Mann im Hintergrund geblieben, der die Arbeit für den notorisch abwesenden Intendanten erledigt hat: effektiv, aber derart bescheiden, dass er von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde.