Die Schulen in Baden-Württemberg sollen besser werden. Wie das gelingen soll – darüber gehen die Meinungen zwischen den Regierungsfraktionen allerdings auseinander.

Stuttgart - Die Schulen sollten wieder mehr Wert auf Leistung und Qualität legen, fordert die CDU. Die unter Grün-Rot vorgenommen Änderungen hätten „unnötigerweise für viel Unruhe gesorgt und nur die Schulform verändert, aber die Inhalte stark vernachlässigt“, erklärte Wolfgang Reinhart, Chef der CDU-Landtagsfraktion, am Freitag nach der Klausurtagung. Seine Fraktion wolle, dass es künftig an allen Schulen alle zwei Jahre verbindliche, einheitliche Tests gebe. Im nächsten Schuljahr solle damit begonnen werden. CDU-Generalsekretär Manuel Hagel legte noch nach: Er macht sich für die Rückkehr zu Frontalunterricht stark und will, dass Lehrer ihre ganze Arbeitszeit – 41 Stunden – an den Schulen verbringen.

 

Die Grünen halten das für zu kurz gedacht. „Auch ich will Leistung“, sagte Fraktionschef Andreas Schwarz. Wer sich allerdings nur darauf konzentriere, vernachlässige andere wichtige Aspekte in der Schule. Im Übrigen sei der Frontaluntericht gar nicht abgeschafft, allerdings nicht die einzig erfolgreiche Unterrichtsform. Die Grünen setzen vor allem auf mehr Sprachförderung in Kindergarten und Grundschule und mehr Fortbildungen für die Lehrer, damit sie Kinder besser individuell fördern können. Damit die Schulleiter ihrer Aufgabe als „Qualitätsmanager“ gerecht werden könnten, sollten sie durch Verwaltungsassistenten entlastet werden, so Schwarz.

Der Vorschlag ist nicht neu, doch können sich Land und Kommunen seit Jahren nicht über die Finanzierung einigen. Bei den bevorstehenden Gesprächen über einen Pakt für Bildung werde das Thema noch einmal aufgegriffen, sagte Schwarz.

SPD: Auf Vielfalt im Klassenzimmer einstellen

Hintergrund der Debatte ist, dass die Schüler aus Baden-Württemberg bei mehreren bundesweiten Vergleichsstudien deutlich schlechter abgeschnitten haben als in früheren Jahren.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Stefan Fulst-Blei, konterte, „mit plumpen Forderungen nach mehr Frontalunterricht, mehr Disziplin und mehr Kontrolle“ disqualifiziere sich die CDU „für jede konstruktive, an Ergebnissen orientierte Bildungsdebatte“. Die Studienergebnisse zeigten vor allem, dass das Land keine ausreichenden Antworten auf die zunehmende Vielfalt in Klassenzimmern gefunden habe. Bei der nötigen individuelle Förderung könnten auch die digitalen Medien eine wichtige Rolle spielen. Doro Moritz, Landeschefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften, forderte ein Machtwort von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Die CDU zeigt mit ihren Forderungen nach Frontalunterricht, Vergleichstests in den Grundschulen, zu Schönschreiben oder nach Noten in Gemeinschaftsschulen, dass sie keine Ahnung vom Alltag in den Klassenzimmern hat, ignoriert den Rat von Experten und missachtet den Koalitionsvertrag.“ Der Verband Bildung und Erziehung wies die Forderung von Hagel, Lehrer sollten ganztags an Schulen sein, zurück. Dafür fehlten die Arbeitsplätze, sagte der Landesvorsitzende Gerhard Brand. „Herr Hagel wäre gut beraten, Kontakt zu Fachleuten aufzunehmen, die wissen, wie es an den Schulen wirklich aussieht.“ Die Debatte wird weitergehen. Am Samstag werden CDU-Führung und Abgeordnete im Kloster Schöntal über die Bildungspolitik diskutieren.