Das ist Schwerstarbeit! Der weltweit größte Nachbau einer City zieht von Herrenberg nach Stuttgart. Ende März soll die Touristenattraktion am neuen Ort eröffnen. Die Ausstellung ist eine Liebeserklärung an den Kopfbahnhof.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Der Stuttgarter Kopfbahnhof kehrt heim – in der unveränderten Form, wie ihn einst Paul Bonatz erbauen ließ. Alle Flügel sind noch dran, die im realen Leben für Stuttgart 21 reduziert worden sind. Damit die abgerissenen Teile des echten Kulturdenkmals wenigstens im Kleinen erhalten bleiben, müssen die 16 Männer äußerst vorsichtig sein, die dieses 300 Kilo schwere Modellmodul gemeinsam per Hand transportieren. Das wird Millimeterarbeit!Die Eingangstür zum ehemaligen Media Markt in dem zentral gelegenen Gebäude, das einst Hindenburgbau hieß, ist nicht gerade riesig. Da muss nun ein ganzer Bahnhof durch! „Man durfte ihn nicht an allen Stellen anfassen“, berichtet Rainer Braun, der Besitzer der Anlage, die unter dem Namen „Stellwerk S“ seit fast fünf Jahren in Herrenberg ausgestellt war, „weil man sonst was von den Kleinteilen zerstört hätte.“

 

Der Eigentümer findet den neuen Standort „gigantisch“

Die Umzugsfirma wird von ehrenamtlichen Helfern unterstützt, die ganz begeistert davon sind, dass der weltgrößte Nachbau einer City nun an den echten Schauplatz zieht. Am Ende geht alles gut. Nur ein Dach im Südmilchgelände ist eingedrückt. „Das lässt sich leicht reparieren“, sagt Braun. Den neuen Standort für die spektakuläre Modelleisenbahnanlage, die der 2012 verstorbene Bahnmitarbeiter Wolfgang Frey an einem geheimen Ort eines S-Bahn-Aufgangs im Stuttgarter Westen in jahrzehntelanger Arbeit nach dem Stand der 1980er Jahre nachgebaut hat, findet der Eigentümer, der sie von Freys Familie gekauft hat, „gigantisch“. Endlich kann man große Teile der Eisenbahnwunderwelt, die eine Liebeserklärung an den Kopfbahnhof ist, komplett zeigen – auch den Nordbahnhof, für den in Herrenberg kein Platz war.

Stadtführungen werden in Klein-Stuttgart Station machen

Geht alles nach Plan, wird die neue Touristenattraktion Ende März eröffnet. Braun dankt ausdrücklich Ferdinand Piëch, dem Eigentümer des einstigen Hindenburgbaus, der ihm einen fairen Preis für die Miete gemacht habe. „Es ist eine Win-win-Situation“, sagt der Besitzer der Modellanlage. Durch die Nutzung zu ermäßigter Miete stehen die Räume nicht leer. Einen zeitlichen Rahmen für die Dauer der Zwischennutzung haben Vermieter und Mieter noch nicht festgelegt. Offenbar sind die Pläne für einen Neustart des Gebäudekomplexes, auf dessen Dach sich in den späten 1920ern das erste Planetarium der Stadt befand und in dessen oberem Stockwerk 2007 das Ambo-Kino geschlossen wurde, noch nicht abgeschlossen.

„Jetzt hängt es davon ab, wie gut unsere Ausstellung am neuen Ort angenommen wird“, sagt Rainer Braun. Alles wird privat finanziert. Der Antrag auf Förderung ist im Rathaus gestellt, aber noch nicht beantwortet. Stadtführungen werden künftig auch in Klein-Stuttgart Station machen. Sollte die Modellanlage „daheim am Bahnhof“ einschlagen, könnte aus der Zwischen- vielleicht sogar eine Dauernutzung werden.