Ein Filialist ist wegen einer Installation in der Klettpassage sauer auf eine Künstlerin. Sie hatte Donuts und Disteln in ihrem Werk zusammengebracht – das schmeckte dem Geschäftsführer von Dunkin’ Donuts gar nicht.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Die Klett-Passage ist je nach Perspektive einer der großstädtischsten oder grässlichsten Orte Stuttgarts. Im Bauch des Hauptbahnhofs hasten Reisende zu ihren Stadtbahnen, Kunden kommen bei verschiedensten Einzelhändlern auf ihre Kosten. Zwischen all dem Gewusel findet aber auch Kunst statt: Früher haben Studierende der Kunstakademie verschiedene Vitrinen bespielt, heute zeigen Ehemalige der Kunsthochschule ihre Werke. Der Systemgastronomie Dunkin’ Donuts hat nun die Arbeit „Donutdisteln“ der Künstlerin Renate Liebel so wenig gefallen, dass sie laut Petra von Olschowski, der Rektorin der Kunst-Aka, mit rechtlichen Schritten gedroht hat, sollte die Künstlerin ihr Werk nicht abbauen.

 

Liebel hatte neben der Filiale von Dunkin’ Donuts in einem Glaskasten die grell- bunten Backwaren der Kette mit Disteln kombiniert: „Ich arbeite immer ortsbezogen und benutze dabei Material, das auf den Ort verweist“, sagt Renate Liebel. „Mir hat der Gegensatz von weichem, farbigem Donut und stacheliger Distel gefallen“, ergänzt die Künstlerin.

Geschäftsführer fühlt sich gestört

Rund sieben Wochen lang führten Distel und Donut eine hübsch anzusehende, aber kaum wahrgenommene Beziehung im Glaskasten, ehe sich Michael Kammerer, Geschäftsführer der Dunkin’-Donuts-Filiale im Hauptbahnhof, von der Kunst gestört fühlte. „Das Kunstwerk ist total zerfallen, die Donuts sind verwest, das sieht einfach nicht mehr schön aus“, sagt Kammerer, der von der Androhung einer Klage nichts mehr wissen will und stattdessen sagt, man habe lediglich kontrovers diskutiert.

Kunst in der Klett-Passage scheint kein einfaches Pflaster zu sein, viele Interessen sind involviert. Die Mietervereinigung der Klett-Passage finanziert die künstlerische Intervention im öffentlichen Raum und hatte kein Interesse an einem Streit, also musste sich Petra von Olschowski, die Rektorin der Kunstakademie, als Mediatorin einschalten: „Im Sinne der Kunst halte ich die Zerstörung des Werks für die falsche Entscheidung, im Sinne einer langjährigen Kooperation an diesem Ort ist es aber vielleicht richtig.“ Von Olschowski hätte es auf einen Rechtsstreit ankommen lassen, hätte sie selbst die Ausstellung kuratiert. Kurator von „Transition # 2, Intervention in den Kunstkuben“ ist Winfried Stürzl. Auch er ist enttäuscht vom Eingriff in seine Ausstellung: „Ich finde das Werk ästhetisch und hätte mich gefreut, wenn es hätte bleiben können.“

Nicht zu erreichen

Dafür ist es jetzt zu spät: Renate Liebel wollte ihr Werk in einer „Verhängungsperformance am späten Donnerstagabend unkenntlich machen“. Inwieweit diese Donut-Befriedung allen Beteiligten geschmeckt hat, ist nicht bekannt.