Viele Initiativen aus dem Rems-Murr-Kreis beteiligen sich auf unterschiedliche Weise am globalen Klimastreik. Die Aktivisten machen bei Fahrraddemos und einem Streikvesper mit.

Waiblingen - Manchmal führt ein Umweg auch ans Ziel, meint Thomas Renz von „Klimaentscheid Schorndorf“. Die Glocken der Michaelskirche in Waiblingen dürften nur zu liturgischen Zwecken – und nicht, wie anderswo in Deutschland, fürs Klima – läuten. Also hatten sich die Aktivisten vor der kurzen Kundgebung auf dem Alten Postplatz und der Fahrt zur Klimastreik-Großdemo in Stuttgart am Freitag zur Andacht im Gotteshaus getroffen – mit Pfarrerin Antje Fetzer und Merle Merdes, Theologiestudentin und Praktikantin der Kirchengemeinde.

 

Kirchen müssen sich mehr zeigen

Die Kirchen müssten sich beim Thema Klima zeigen, erklärte Merle Merdes. „Auf dem Kirchentag herrscht eine ganz andere Stimmung, die sollte sich auf die Kirchengemeinde übertragen.“ Es gehe schließlich um die Bewahrung der Schöpfung, ergänzte die angehende Theologin, bevor sie sich in die Kundgebung einreihte, auf der Jonathan Rößler von „Waiblingen Klimaneutral“ die rund 80 Zuhörer auf den Tag einstimmte.

Um die Rettung der Welt geht es auch Klara Heuberger aus Freiburg und ihrer Freundin Leana Bremer, die in Korb wohnt. Die beiden 19-Jährigen haben beide ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert und sind mit dem Fahrrad nach Waiblingen gekommen. Sie wollten bewusst wenige Tage vor der Bundestagswahl noch einmal ein Zeichen setzen, erzählten sie. „Und was uns besonders frustriert, ist die Tatsache, dass keine Partei sich in ihrem Programm das 1,5-Grad-Ziel gesetzt hat“, erklärte Klara Heuberger, die sich in ihrer Heimatstadt auch bei Fridays for Future engagiert.

Fahrraddemo durch den Stadtgarten

Viele Klima-Initiativen aus dem Rems-Murr-Kreis haben nicht nur Teilnehmer auf die Groß-Demo in die Landeshauptstadt geschickt, sondern sich auf unterschiedliche Weise in ihren Kommunen am globalen Klimastreik beteiligt. In Winnenden wurde am Nachmittag eine Fahrraddemo durch den Stadtgarten organisiert, in Backnang trafen sich die Aktivisten zu einer Kundgebung am Bahnhof und in Weinstadt-Beutelsbach kredenzten Klimaschützer ein Streikvesper in der Parkanlage Rosengarten beim Rathaus.

In Schorndorf gab es mehrere Aktionen. Dort war parallel zur Demo in Stuttgart eine Selfie-Aktion fürs Klima auf dem Marktplatz. Am späten Nachmittag trafen sich in der Schorndorfer Innenstadt dann rund 200 Klima-Aktivisten und bildeten eine Menschenkette, und um 18.30 Uhr starteten mehr als 50 Radler auf die Critical-Mass-Fahrraddemo. Mit der Resonanz vor Ort, sagte Thomas Renz, seien sie sehr zufrieden. „Wir hätten bei weitem nie so viele Leute erwartet.“

Globaler Aktionstag

Der Kampf um die Rettung des Klimas geht auch nach dem globalen Aktionstag am Freitag und der Bundestagswahl am Wochenende weiter. Am Donnerstag, 30. September, 19 Uhr, hat „Klimaentscheid Schorndorf“ Professor Johannes Steidle von der Universität Hohenheim in den Schwanen nach Waiblingen geholt. Sein Thema: „Wie retten wir die Insekten?“ Um „Bauen in Zeiten des Klimawandels“ geht es am 22. Oktober, 19 Uhr, bei der VHS in Waiblingen. Referent ist der Architekt Michael Gies aus Freiburg, der über ressourcenschonendes und klimagerechtes Bauen mit effizientem Materialeinsatz und einen radikal reduzierten Energieverbrauch spricht.