Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat für viel Geld Starkregengefahrenkarten erarbeiten lassen. Veröffentlicht werden diese allerdings noch nicht. Warum ist das so?

Leinfelden-Echterdingen - Auch auf den Fildern kommt es – nicht erst seit gestern – immer wieder zu sehr starken Wolkenbrüchen. Erst am 28. Juni hatte sich eine gigantische, lokale Gewitterwolke über Stetten, einem Teilort von Leinfelden-Echterdingen, entladen. Bis zu 70 Liter auf einen Quadratmeter sind dort in wenigen Stunden niedergeprasselt und damit so viel, wie seit 60 Jahren nicht mehr. Im Juni 2018 hatte es die Orte Musberg und Oberaichen erwischt. Knapp 50 Liter Regen auf den Quadratmeter wurden damals an der Kläranlage im Reichenbachtal gemessen. Felder, Gebäude, Keller und Straßen wurden geflutet. Zurück blieben Schlamm, Dreck und Schäden.

 

Weil bei solchen Unwettern von jetzt auf nachher Gärten, Keller oder Garagen vollaufen können, ist es gut, wenn die Bürger zumindest vorbereitet sind. Wenn sie wissen, ob ihr Eigenheim, ihre Wohnung in einem Gefahrengebiet liegt – oder eben nicht. Als Reaktion auf das Ereignis von 2018 betreibt die Stadt ein Starkregenrisikomanagement. Kostenpunkt: 83 650 Euro, wobei 70 Prozent dieser Summe das Stuttgarter Regierungspräsidium übernimmt. Leinfelden-Echterdingen ist hier in guter Gesellschaft. Auch andere Kommunen, darunter Filderstadt und Waldenbuch, investieren in den Starkregenschutz.

Die Karten informieren, wo es Risiken gibt

Das Ingenieurbüro Winkler und Partner hat für Leinfelden-Echterdingen Starkregengefahrenkarten erarbeitet. „Die Karten informieren darüber, wo in unserer Stadt welche Risiken gegeben sind“, sagte Oberbürgermeister Roland Klenk dazu im technischen Ausschuss. „Da schaut man nach der Topografie, also wohin das Wasser abfließt, welche Gebäude von einem Wahnsinnsregen betroffen wären“, erklärt Andrea Egner, Leiterin des städtischen Amtes für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau.

Eine dieser Karten zeigt, dass wenn es zwischen Musberg und Oberaichen sehr stark regnen würde, der viele Regen in die Unterführung fließen würde, die in Oberaichen zum Gewerbegebiet führt. Bei einem 100-jährigen Starkregenereignis würde sich dort dann das Wasser bis zu einem Meter hoch stauen, machte Florian Philipp, Mitarbeiter des Umweltamtes im jüngsten Technischen Ausschuss deutlich. In diesem Fall, erläutert Andrea Egner, müsste die Stadt ganz schnell Schilder aufstellen. Die Pumpe, die in der Unterführung in einem Betonkasten sitzt, könne das Wasser zwar abpumpen, aber erst dann, wenn die Welle wieder etwas abgeebbt ist.

Weitere neuralgische Punkte will die Stadt erst dann publik machen, wenn geklärt ist, was die Kommune im Fall der Fälle tun muss und welche Maßnahmen sie freiwillig unternehmen wird. Erst dann sollen auch die erarbeiteten Starkregengefahrenkarten auf der Homepage der Stadt veröffentlicht werden – zur Einsicht für alle Bürger der Kommune. „Jeder kann dann sein Haus anklicken, und sehen, ob es bei ihm bei Starkregen zu einer Überflutung kommen könnte“, sagt Egner. Sie schätzt, dass dies bis Ende des Jahres der Fall sein wird.

Viele Fragen sind noch offen

Das Problem: Zum „Doing vor Ort“, wie OB Klenk in der Sitzung sagte, gibt es noch zahlreiche Fragen. Die Verwaltungsspitze hat sich deshalb schon vor den Sommerferien mit einem Schreiben an das Stuttgarter Regierungspräsidium gewandt. Die Behörde hat der Stadt geantwortet, dass sie zur Beantwortung der Fragen noch Zeit brauche, sagt Egner. Mittlerweile seien auch das Umweltministerium und das Regierungspräsidium in dieser Sache eingeschaltet. Andrea Egner sagt: „Wir müssen informieren. Wir müssen also die Karten rausgeben, damit jeder schauen kann, ob er möglicherweise ein Problem hat. Und setzt nach: „Eigentlich muss jeder selbst sein Haus schützen.“ Klenk erklärte an diesem Dienstag im Gemeinderat aber, dass nicht nur der private Eigentümer, sondern auch die Stadt hier Investitionen tätigen müsse.

Wer in einem Risikogebiet wohnt und hochwertige Dinge – wie einen Server – im Keller stehen hat, dem rät Egner dazu, Vorsorge zu betreiben, Lichtschächte zu erhöhen oder Schotts einzubauen. Bei einem Schott kann man Alubalken in eine Vorrichtung schieben und so sein Eigentum vom Starkregen abschotten. Verboten sei derweil, sein eigenes Haus beispielsweise mit Sandsäcken so zu schützen, dass das ganze Wasser dann beim Nachbar ins Gebäude läuft. Im Eifer des Gefechts läuft das freilich auch mal anders. „Auch da wissen wir noch nicht, wie wir damit umgehen sollen“, sagt sie.

Weil der Klimawandel auch mehr Hitze mit sich bringt, regten Stadträte an, das Wasser nicht unkontrolliert abfließen zu lassen, sondern in Becken aufzufangen, damit es anderweitig sinnvoll verwendet werden kann.