Susanne Eberlein und Hartwig Sauter, Kinderchirurgen in Ludwigsburg, haben im westafrikanischen Benin schon mehrfach Hilfseinsätze geleistet. Wegen Corona geht das zurzeit nicht. Jetzt sollen dort zumindest ausrangierte deutsche Patientenbetten Abhilfe schaffen: Ein Überseetransport bringt sie nach Afrika.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - Das Bembereke Hospital in Benin kennen Susanne Eberlein und Hartwig Sauter, Kinderchirurgen am RKH-Klinikum Ludwigsburg, aus eigener Anschauung: Sie haben dort schon mehrfach Hilfseinsätze geleistet. Jetzt werden 30 Patientenbetten auf den langen Weg zu dem Krankenhaus in dem westafrikanischen Land geschickt, die in den RKH-Kliniken nicht mehr benötigt werden.

 

Im Bembereke Hospital hingegen wird man sich über die ausrangierten Betten freuen: Dort müssen Patienten und ihre Angehörigen teils auf dem Boden schlafen, weil es an Liegen mangelt. Das Hospital im Norden des Landes versorgt Menschen im Umkreis von 100 Kilometern. Für Angehörige bedeutet das eine weite Anreise. Oft harren sie Monate an der Seite ihrer schwerkranken Kinder aus und nächtigen auf dem Boden.

Sie operieren Kinder, die sonst keine Chance hätten

Von Ludwigsburg in den Benin, das wissen Eberlein und Sauter, sind es nicht nur tausende Kilometer, sondern auch Welten, was die medizinische Versorgung angeht. „Ob OP-Besteck oder Verbandsmaterial: Der Unterstützungsbedarf ist groß, und so reisen die beiden Ludwigsburger Oberärzte auch immer mit großem Gepäck an, um Kinder zu operieren, die sonst keine Chance gehabt hätten“, berichtet Alexander Tsongas, Sprecher der RKH-Kliniken.

Das Operationsspektrum dort reiche vom offenen Rücken über die Korrektur von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten bis zum Entfernen von Zysten und Tumoren. „Seit der Corona-Pandemie pausiert die aktive Arbeit der Kinderchirurgen“, so Tsongas. Die Konzentration der Unterstützung habe sich auf die Art von Hilfe verschoben, die aus der Ferne geleistet werden könne.

Fünf Jahre in Afrika haben den Kinderchirurgen geprägt

Der Betten-Transport ist ein großes Gemeinschaftsprojekt zwischen dem 2019 gegründeten Verein Kinderchirurgie in Afrika – Vorsitzender ist Hartwig Sauter, seine Stellvertreterin Susanne Eberlein – und dem Freundeskreis Liweitari, der Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen in Entwicklungsländern leistet. Den Transport nach Benin fördert auch Engagement Global, ein Service für Entwicklungsinitiativen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Mit dem Transport allein ist es allerdings nicht getan: Es kommen auch noch rund 5000 Euro Kosten für Einfuhrzoll und Einfuhrumsatzsteuer dazu, die der Verein Kinderchirurgie in Afrika übernimmt.

Die Kinderchirurgen vom Ludwigsburger Klinikum hoffen, dass sie bald wieder selbst nach Afrika fliegen können, um den kranken Kindern zu helfen. Die Einsätze finden große Beachtung, viele Menschen unterstützen die ehrenamtliche Arbeit mit Sach- und Geldspenden. Spenden an den Verein „Kinderchirurgie in Afrika“ (www.kinderchirurgie-afrika.de) kommen dabei zu 100 Prozent der Arbeit vor Ort zugute, erklärt Kliniken-Sprecher Alexander Tsongas. Anderweitige Kosten würden durch Mitgliedsbeiträge abgedeckt.

Die Initiative für das Afrikaprojekt hat Hartwig Sauter ergriffen, für den Afrika eine besondere Bedeutung hat: Nach seinem Medizinstudium war er fünf Jahre lang zunächst in Benin und dann in Kamerun tätig.