Kleinere Kliniken haben es immer schwerer, beklagt Jörg Martin. Er setzt auf starke Mitarbeiter.

Enzkreis - Ständig neue gesetzliche Rahmenbedingungen erschweren den Betrieb von Kliniken allemal aufs Neue. Davon kann auch der Manager der Regionalen Kliniken-Holding (RKH), Jörg Martin, ein Lied singen, das wenig nach Harmonie klingt. „Das Umfeld wird immer schwieriger“, stöhnt der RKH-Geschäftsführer, und von der Entwicklung seien zunehmend kleinere Häuser wie die Enzkreis-Kliniken betroffen.

 

Jörg Martin setzt in der Situation auf Mitarbeiter, „die nicht nur kommen und jammern, sondern sich Gedanken machen, wie man mit diesen Rahmenbedingungen umgeht“, so der Klinikenchef gegenüber Journalisten in Pforzheim in einem Pressegespräch zum Thema Unternehmensentwicklung in diesem und kommenden Jahren. Der Landrat des Enzkreises, Bastian Rosenau, unterstützt gleichfalls die Strategie, dass es keinen Stillstand und kein Lamentieren geben sollte, sondern man „das Beste aus der Situation machen“ solle.

28 Millionen Euro werden investiert

„Investitionen in die Zukunft“, so überschreibt der für die Enzkreis-Kliniken zuständige Regionaldirektor Dominik Nusser das bis zum Jahr 2022 zu schnürende Paket. Auf dem Plan stehen bis dahin Investitionssummen von 28 Millionen in Mühlacker und 13 Millionen in Neuenbürg. An letzterem Standort soll der über 150 Jahre alte Altbau („Schwarzwaldklinik“) durch einen funktionellen Neubau mit OP-Bereichen ersetzt werden, der auch den gestiegenen Anforderungen durch das Gelenkzentrum gerecht werde.

In Mühlacker stehen die bauliche Erneuerung der Operationssäle im Zentrum, aber auch Bereiche der Intensivmedizin und der Notfallaufnahme. Zudem müssen haustechnische Einrichtungen saniert werden und Teile der Fassade und der Dächer. Mit privatwirtschaftlichen Partnern im Boot soll die große Herausforderung eines Gesundheitscampus‘ auf dem Gelände der Klinik in Mühlacker geschultert werden. Zum einen soll eine Einrichtung für Kurzzeitpflege mit etwa 35 Plätzen entstehen, möglicherweise mit zusätzlichen Plätzen für Langzeitpflege. In die Kurzzeitpflege könnten aus der Klinik entlassene Patienten aufgenommen werden, die noch einen gewissen Pflegebedarf haben.

Bei diesem Part steht die Klinikverwaltung mit dem Sozialwerk Bethesda in Neulingen in engem Austausch, das als Investor und Betreiber des Pflegeheims im Gespräch ist. Zur Umsetzung dieses Vorhabens soll ein früheres Schwesternwohnheim abgerissen werden. Zum Zeitfenster: Im zweiten Halbjahr soll die Detailplanung vorangetrieben werden, sodass im nächsten Jahr gebaut werden könnte.

Als zweites Projekt wird ein Ärztehaus angestrebt, für das die Klinikverwaltung auch bereits mit einem konkreten Partner als Investor im Gespräch ist. Mit diesem medizinischen Zentrum könnte die ambulante Versorgung am Krankenhaus-Standort weiter optimiert werden, und Patienten würden sich lange Wege sparen. Zudem könnten dort niedergelassene Ärzte in engem Austausch mit Klinikärzten stehen.

Pflegepersonal stärken

Hinter den Kulissen beschäftigt das Management der Kliniken im Besonderen die Auswirkungen des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes. Auf dem Papier, so Jörg Martin, höre es sich sicher gut an, wenn die Krankenkassen verpflichtet würden, bundesweit 13 000 zusätzliche Pflegestellen zu finanzieren – in der Praxis sei der Markt jedoch leergefegt. Gleichzeitig müssten Kliniken auf den Stationen eine bestimmte Mindestbesetzung durch examinierte Pflegekräfte garantieren – bürokratisch geregelt in einer „Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung“. Auch werde die Akademisierung in der Pflege voranschreiten.

Unabhängig würden die Kreiskliniken mit Nachdruck die Ausbildung des Pflegepersonals betreiben, auf die die Examinierten mit Bachelor- und Masterstudiengängen aufbauen könnten.