In Marbach und Markgröningen wurden in den vergangenen Wochen Senioren betreut, die nicht nach Hause konnten. Die Heime müssen für sie nun einen andere Lösung finden. In manche Einrichtungen kehrt indes ein Stück Normalität zurück.

Kreis Ludwigsburg - Unglücklich über die Nachricht waren viele der Pflegekräfte in der Orthopädischen Klinik in Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) sicherlich nicht. In der vergangenen Woche verkündete die Leitung der Regionalen Kliniken Holding (RKH), dass die Auffangstation für Senioren aufgelöst wird. In Markgröningen waren in den vergangenen eineinhalb Monaten über 60 ältere Menschen betreut worden, die vom Krankenhaus nicht direkt nach Hause konnten, weil sich beispielsweise ein Angehöriger mit dem Coronavirus infiziert hatte oder weil keine Kurzzeitpflegeplätze frei waren.

 

Dass sie sich in den vergangenen Wochen um alte und auch demente Menschen und nicht um solche, die sich von einer Knie- oder Hüft-Operation erholen, pflegen mussten, war für die Krankenhausmitarbeiter eine anstrengende, weil ungewohnte Arbeit. „Man kann sicherlich sagen, dass dort eine hohe Anspannung geherrscht hat“, sagt RKH-Sprecher Alexander Tsongas. Dass man sich so intensiv um die Senioren hätte kümmern müssen, sei für viele Beschäftigte eine komplett neue Situation gewesen, die sie davor nur schwer hätten einschätzen können. Insgesamt hat die Betreuung aus Tsongas’ Sicht aber gut funktioniert: „Die Station einzurichten war wichtig und richtig.“

Dass das Angebot bis zum Ende dieser Woche wieder eingestellt wird, liegt vor allem daran, dass die Zahl der Infizierten stark gesunken ist. „Der Bedarf ist nicht mehr da“, so Tsongas. Die Krankenhäuser im Kreis nehmen deshalb seit der letzten Aprilwoche wieder mehr Patienten auf.

Probleme mit den Kassen?

Ähnliches gilt auch für die Auffangstation in Marbach am Neckar. Die RKH hatte sie gemeinsam mit dem Landkreis und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) Mitte April aus dem Boden gestampft. In Marbach wurden Corona-Patienten mit leichtem Krankheitsverlauf betreut, die nicht ins Pflegeheim zurück konnten. Zuletzt kümmerten sich die Helfer und Fachkräfte des DRK aber nur noch um fünf bis sechs Senioren. Platz hätte es in Marbach für bis zu 30 gehabt. Deshalb wird auch diese Station bis Ende der Woche abgebaut.

Ein weiterer Grund dafür, dass die Auffangstationen nun geschlossen wurden, sind anscheinend Probleme mit den Krankenkassen und den Abrechnungen. „Von Querelen oder ähnlichem würde ich da aber nicht sprechen“, sagt Tsongas. Klinikenchef Jörg Martin habe zwar mit den Kassen verhandelt, weil die Auffangstationen ohnehin geschlossen werden, habe sich das Thema aber nun überholt.

Lesen Sie hier: Auffangstation soll Pflegeheime entlasten

Verantwortliche in Pflegeheimen berichten indes, dass ihnen von den Kliniken mitgeteilt worden sei, Kostenträger würden nicht für die Unterbringung der Patienten in Markgröningen aufkommen, weshalb man die Quarantänestation geschlossen habe.

„Für die stationären Pflegeheime ist die Situation weiterhin sehr angespannt“, sagt Stefan Ebert, Geschäftsführer der Kleeblattpflegeheime. Die Schließung der Einheit in Markgröningen mache die Situation auch für den größten Träger von Pflegeheimen im Kreis nicht einfacher. Das Problem: Die Krankenhausrückkehrer müssen zwei Wochen lang isoliert werden. „Dies ist bei Doppelzimmern zum Beispiel nicht mehr möglich“, so Ebert. Die Kleeblattheime suchen für dieses Problem derzeit eine Lösung.

Pflege- und Altenheime lockern strenge Regeln langsam

Bislang halten sich die Kleeblattheime auch bei der Wiedereröffnung zurück. Bis zum 16. Mai sind Besuche nur in Ausnahmefällen erlaubt. „Letztendlich bestimmen die Pflegedienstleitungen, wer Besuch bekommen darf und von wem – allerdings nur immer von ein- und derselben Person“, sagt Ebert. Andere sind da kulanter. Im Haus Sonnenfeld in Sachsenheim können die Bewohner ihre Angehörigen ab nächsten Mittwoch wieder treffen, im Besigheimer Robert-Breuning-Stift dürfen sich in jedem Wohnbereich seit Mitte dieser Woche drei Angehörige aufhalten. Die Evangelische Heimstiftung, die mehrere Einrichtungen im Kreis betreibt, erlaubt ab der kommenden Woche wieder Besuche von Angehörigen. Dabei gelten aber strikte Regeln. Es werden beispielsweise Termine vereinbart, eine Besucherliste geführt – die Besuchszeit ist auf eine Stunde begrenzt. Und Schutzmasken sind für Bewohner und Besucher Pflicht. Ab dem 25. Mai soll es für die Bewohner auch wieder kleinere Veranstaltungen in den Gemeinschaftsräumen geben – vorausgesetzt, die Situation verändert sich nicht wieder zum Schlechteren

Ein solches Szenario befürchtet auch Stefan Ebert. Falls tatsächlich eine zweite Welle kommen sollte, werden große, aber vor allem die kleinen Träger schnell an ihre Grenzen stoßen, so der Kleeblatt-Geschäftsführer.