Den Kauf eines innovativen Linearbeschleunigers zum Einsatz in der Strahlentherapie nutzt das Klinikum, um sich zum Cancer Center Esslingen auszurufen. Wir verraten, was sich dahinter verbirgt.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Strahlentherapie heißt: zielen und treffen. Das habe ich gleich zu Beginn meiner Ausbildung gelernt. Und der Satz stimmt auch heute noch.“ Dirk Bottke lacht. Der Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums des Klinikums Esslingen und des Fachbereichs Strahlentherapie und Radioonkologie fügt aber gleich hinzu: „Die Frage ist aber, wie schaffe ich, das Zielgebiet möglichst so zu treffen, dass das Gewebe darum herum geschont bleibt.“

 

Dafür ist das Klinikum Esslingen nun bestens gerüstet. An diesem Mittwoch werden Dirk Bottke und sein Team erstmals Patienten mit einem neuen, hochmodernen Linearbeschleuniger behandeln, dessen Anschaffung sich das Klinikum 1,8 Millionen Euro hat kosten lassen – und das bundesweit bisher nur noch an vier weiteren Standorten im Norden und in Berlin zum Einsatz kommt.

Die Bestrahlung dauert deutlich kürzer

Der Linearbeschleuniger hat wesentliche Vorteile gegenüber dem Vorgängermodell, das bei seinem Kauf 2009 ebenfalls Maßstäbe gesetzt hatte. Mussten Patienten bisher oft minutenlang bestrahlt werden, so ist die Behandlung nun nicht nur deutlich schneller – oft in 15 bis 30 Sekunden –, sondern dank einer bildgeführten Bestrahlung auch wesentlich zielgenauer möglich. Denn vor jeder Bestrahlung wird noch einmal ermittelt, ob sich der Tumor noch an der vermuteten Stelle befindet. Denn etwa bei Prostata- und Lungenkrebs können die Tumore ihre Lage verändern. Auch deshalb ist die schnellere Bestrahlung ein Vorteil: „15 Sekunden kann man schon den Atem anhalten, zwei Minuten nicht“, macht Dirk Bottke deutlich.

Den neuen Linearbeschleuniger nutzt das Klinikum, um sich zum Cancer Center Esslingen (CCE) zu ernennen. Schließlich, so begründet Michael Geißler, der Ärztliche Direktor des Klinikums, diesen Schritt, besitze das Klinikum schon seit vielen Jahren eine ausgewiesene und sich etwa in der Focus-Bestenliste widerspiegelnde Kompetenz in der Krebsbehandlung. Zum Cancer Center gehören von sofort an das gynäkologische Tumor-, das Darm-, das Pankreas-, das Leber-, das Lungenkrebs- und das Hämatoonkologische Zentrum.

Ein ganz wichtiges Standbein dabei ist die Forschung. Dank der Beteiligung an nationalen und internationalen Studien sind im vergangenen Jahr ein Drittel der rund 1000 Krebspatienten am Klinikum Esslingen in den Genuss von modernsten, oft in Deutschland noch nicht zugelassenen Therapien gekommen, so dass sie frühzeitig von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen profitiert haben. Diesen Kurs werde man, so kündigte Michael Geißler an, konsequent fortsetzen. Seinen zahlreichen Aufgaben als Chefarzt der Esslinger Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie, Hämatologie und Infektiologie fügt er nun noch eine als Leiter des Cancer Centers Esslingen hinzu.

Die Lebensqualität der Patienten soll erhöht werden

Wichtig ist ihm, dass in Esslingen auch im Rahmen des Kompetenznetzwerks Integrative Medizin zusammen mit zehn weiteren Kliniken, darunter der Filderklinik, daran gearbeitet werde, wie man Homöopathie, Naturheilverfahren und anthroposophische Medizin in konventionelle Therapiekonzepte einbinden könne. Ziel sei es, die Krankheit zu stabilisieren und die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen. Hierfür gebe es eine wachsende Nachfrage. Michael Geißler: „Diesem Bedürfnis tragen wir mit unserem Angebot Rechnung.“

Einen Einblick in das neue Cancer Center Esslingen sowie das komplette onkologische Behandlungsspektrum gibt es beim Esslinger Tag gegen den Krebs am Samstag, 30. März, von 9 bis 13 Uhr im Alten Rathaus. Eine Woche später, am 6. April, lädt die Strahlentherapie zu einem „Blick hinter die Kulissen“ des neuen Linearbeschleunigers. Von 10 bis 13 Uhr werden Dirk Bottke und sein Team Interessierten das neue Gerät vorstellen