Das Klinikum der Stadt wird nochmals teurer. Nach einer Umplanung für die Erneuerung des Katharinenhospitals geht die Stadt nun von 750 Millionen Euro Baukosten aus. Die Bauzeit verlängert sich um sechs Jahre bis mindestens 2028.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die an Umplanungen und Bauzeitverlängerungen reiche Neuordnung des städtischen Klinikums erhält ein weiteres Kapitel: Zu den bisher vorgesehenen Neubauten am Katharinenhospital (KH), dem neuen Hauptgebäude mit der Intensivmedizin und der inneren Abteilung und dem Ersatzbau für den Katharinenhof mit den operativen Abteilungen kommen zwei weitere Projekte. Die das KH durch ihre Höhe bisher optisch prägenden Bettenhäuser sollen nun doch durch Neubauen ersetzt werden. Der Ersatzbau für den Anfang der 1990er Jahre in Betrieb gegangenen Katharinenhof, dem heutigen Eingang, wird deutlich größer als bisher geplant und in Form eines Zwillingsgebäudes neben dem künftigen Haupteingang errichtet. Alle Baukörper sollen nun architektonisch und funktionell einen zusammenhängenden Komplex bilden. Dazu kommt an der Ecke von Kriegsbergstraße und Herdweg, wo das alte Verwaltungsgebäude steht, ein Neubau mit dem Zentrum für Nuklearmedizin und Strahlentherapie sowie sogenannten Portalpraxen.

 

Durch die Umplanung soll es auch möglich sein, die „Grünfuge“, ein begrünter Weg zwischen Sattlerstraße und Kriegsbergstraße, zu verwirklichen, da kleinere Altbauen wegfallen, die dem bisher im Wege standen.

Ursprünglich wollte man 2016 fertig sein

Die neuerliche Umplanung des Vorhabens, das nach Jahren mit komplizierten Arbeitstiteln nun einfach „Neubau des Katharinenhospitals“ heißt, erhöht die bisher für das Katharinenhospital veranschlagten Baukosten erheblich. Nach bisheriger Beschlusslage im Rat waren dafür 430 Millionen Euro vorgesehen. Nun geht man von Kosten in Höhe von 750 Millionen Euro aus. Auch die Bauzeit verlängert sich noch einmal deutlich. Nach den ursprünglichen Plänen sollte die Neuordnung des Klinikums 2016 fertig sein. Dann ging man von einem Abschluss aller Teilprojekte im Jahr 2022 aus. Nun hat man das Jahr 2028 ins Auge gefasst, das 200-Jahr-Jubliäum des KH. Krankenhausbürgermeister Michael Föll (CDU) wollte aber nicht ausschließen, dass es auch 2029 werden könnte.

Rechnet man die neuen Pläne in die veranschlagten Ausgaben für die teils schon fertiggestellten, teils noch zu bauenden Projekte der Umstrukturierung des Klinikums ein, kommt man auf eine Gesamtsumme von rund 1,35 Milliarden Euro. Das ist etwa das Zweifache der anfangs veranschlagten Summe. So wurde das Doppelprojekt des Olgahospitals und der Frauenklinik hinter dem KH zuletzt merklich teurer, aus veranschlagten 268 wurden 355 Millionen Euro.

Viele neue Kliniken in der Region

Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) zeigte sich bei der Vorstellung der Pläne sehr zufrieden mit der Konzeption für den Neubau des Katharinenhospitals. Schließlich handle es sich nicht um irgendein Krankenhaus, so Kuhn. Das Klinikum der Stadt sei nicht nur „das bedeutendste Klinikum in kommunaler Hand im Land“, sondern auch der größte Krankenhauskomplex in Baden-Württemberg überhaupt. Und angesichts der „vielen neuen Kliniken in der Region“ sei es „eine Zukunftsfrage, das KH gut aufzustellen“, erklärt der OB. Im heutigen Markt gelte: „Wer nicht in die Zukunft investiert, der verliert die Zukunft.“

Nach Ansicht des Kaufmännischen Geschäftsführers des Klinikums, Alexander Hewer, biete das neue Konzept „durch kurze Wege und eine bessere Vernetzung der Kliniken die ideale Voraussetzung für eine fächerübergreifende Behandlung von Patienten“, was überdies auch wirtschaftlich günstig sei. Zum geplanten Abriss der Bettenhäuser sagte der Ärztliche Direktor Jan Steffen Jürgensen: „Die Sanierung des 60 Jahre alten Gebäudes wäre teuer, riskant, langwierig und im Ergebnis weder zeitgemäß noch funktional. Wir brauchen intelligente Anordnungen von Kliniken, um unsere Leistung als Maximalversorger zu bringen.“

287 Millionen Euro müssen noch finanziert werden

Krankenhausbürgermeister Michael Föll räumte ein, dass es „ein langer Weg“ von der Machbarkeitsstudie für die Neuordnung des Klinikums 2004 bis zur Fertigstellung sei. Man müsse aber auch für den Klinikbetrieb der nächsten 50 Jahre Vorsorge treffen. „Als führender Maximalversorger in der Region Stuttgart“ müsse das Klinikum den „medizinischen Fortschritt berücksichtigen“.

Föll geht davon aus, dass die Trennung von ambulantem und stationärem Bereich „Schritt für Schritt fallen wird. Die Krankenhäuser werden zum Mittelpunkt der ambulanten Versorgung“. Deshalb brauche man „flexible Strukturen“. In einer älter werdenden Gesellschaft, die mehr Geld für die Gesundheitsversorgung ausgeben werde, sieht Föll die neuen Pläne als eine „wichtige wirtschaftliche Entscheidung“. Allerdings müssen abzüglich der voraussichtlich 400 Millionen Euro Landesförderung fürs KH zusätzliche 287 Millionen Euro durch die Stadt und das Klinikum getragen werden. Schon für das Olgäle hat die Stadt rund 200 Millionen Euro übernommen.