Sie wagten den Sprung in die Selbstständigkeit: Michele und Giovanni Nardiello bewirten jetzt den Schluckspecht in Heumaden. Doch passt der Name? Nicht so recht, das Duo will mehr ein Restaurant aufziehen denn eine Kneipe.

Stuttgart - Auf die Frage, ob sie sich schon im Kindesalter so gut verstanden haben, schauen sich Michele (25) und sein elf Monate älterer Bruder Giovanni Nardiello grinsend an. Schnell wird klar: nicht immer gab es bei den aus der süditalienischen Region Basilikata nach Stuttgart gezogenen Mittzwanzigern nur Eintracht. Und auch heute kracht es zwischen ihnen bisweilen – „wir versuchen, es dann aber ganz sachlich zu klären“, sagt Michele, der seit dreieinhalb Jahren in Stuttgart lebt. Sein Bruder ist schon anderthalb Jahre früher in die baden-württembergische Landeshauptstadt gekommen.

 

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Während Giovanni stets im Blick hatte, sich im Gastrobereich beruflich zu betätigen, wollte der jüngere Bruder nach den ersten Sprachkursen eine Ausbildung im Südwesten machen. Schnell habe er aber gemerkt, dass ihm die Gastronomie liegt, „denn ich mag es sehr, mich mit den Leuten zu unterhalten“, sagt der 25-Jährige, der seit Anfang Dezember in Heumaden im Lokal „Zum Schluckspecht“ dafür verantwortlich ist, dass die Gäste nicht verdursten. „Ich arbeite an der Bar“, sagt Michele und meint, außer ein paar Nudeln in der Küche wenig hinzubekommen.

Täglich einen Mittagstisch im Angebot

Ganz anders sein Bruder Giovanni, der schon in der alten Heimat erste Gastroerfahrungen gesammelt und der auch in Stuttgart seither in verschiedenen Lokalen gearbeitet hat – in verschiedenen Positionen. Im Lokal Zum Schluckspecht, das künftig weniger Kneipe als vielmehr ein Lokal mit ausgewähltem Speiseangebot sein soll, ist er der Mann am Herd. Über eine Internetanzeige waren die beiden Brüder, die in Obertürkheim wohnen, auf das Lokal an der Bernsteinstraße in Heumaden aufmerksam geworden. Die Tatsache, dass es mit weniger als 30 Sitzplätzen recht klein ist, kam den Brüdern „für den Anfang“, so Michele, sehr entgegen. Zumal „es hier viele nette Stammgäste gibt“, so Michele. Im Sommer soll auch draußen aufgetischt werden– wohl mit zusätzlichem Personal im Service. Obwohl der beibehaltene Name suggeriert, dass es sich bei dem Lokal um eine Kneipe handelt, hoffen die Brüder, die Wende hin zum Speislokal zu schaffen.

Täglich bieten sie einen Mittagstisch an, abends gibt es Essen à la carte, und sonntags können die Gäste nach Voranmeldung zum Brunchen kommen. Und auch für die Zukunft mangelt es Michele und Giovanni nicht an Ideen: Im Frühjahr wollen sie frisches Eis anbieten, vor allem um auch jüngere Gäste anzulocken, soll es zudem Cocktails und Happy Hours geben. Und auch Weinproben sind angedacht – die erste bereits im Februar. Bei den Weinen möchten die Brüder ihre Heimat in den Fokus rücken, während es auf den Tellern mal schwäbisch, mal italienisch – und mitunter auch völkerverständigend italo-schwäbisch zugehen soll.