Eine der unbekanntesten Stuttgarter Konzertlocations findet sich am Bihlplatz in Heslach: das Ritterstüble. Dort holt ein engagierter Veranstalter Künstler, die man anderswo nur selten hört.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Manche Konzerte im Ritterstüble sind sind nur etwas für ganz große Musikfans. Der Tübinger Gitarrist Thomas Maos fällt zum Beispiel ganz sicherlich nicht unter die Kategorie Mainstream-Pop. Die breite Masse lockt er deshalb nicht nach Heslach, sondern eher Fans von experimenteller und außergewöhnlicher Gitarrenmusik. Das liegt alleine schon an seinem Instrument: Maos spielt eine Resonatorgitarre, nach ihrem Hersteller auch kurz „Dobro“ genannt.

 

Der Corpus der Gitarre ist aus Metall und damit deutlich lauter als Holzgitarren. Maos spielt im Ritter seine Instrumentalstücke, alles Eigenkompositionen des Tübingers. „Das ist heute sicherlich nichts für Leute, die nur Hintergrund-Lala mögen. Das ist was für den Kopf“, sagt Roland Raith, der für die Organisation der Konzerte im Ritterstüble zuständig ist.

Jeden zweiten Mittwoch

Einmal im Monat – immer am zweiten Mittwoch – wird im Ritterstüble in der Ritterstraße 7 ein Eck in der Kneipe freigemacht und es gibt Platz für Livemusiker. Die Idee kam damals eben von Raith, der auch für die Pressearbeit des Ritterstübles zuständig ist. Angefangen hat er damit vor etwas mehr als drei Jahren. „Mir hat es selber immer gut gefallen, wenn ich in der Kneipe war und es kam Livemusik“, erzählt Raith, auch selbst gerne Musik macht und früher als Musikredakteur bei Sat 1 tätig war.

Zunächst hat er Bekannte angesprochen, ob sie in der Kneipe in Heslach spielen möchten. Denn eine große Gage bezahlen kann die Kneipe nicht. „Man kennt ja auch die Stuttgarter, wenn der Eintritt fünf Euro kostet, dann kommt keiner“, weiß Raith aus Erfahrung. So geht nach jedem Konzert ein kleines Kässchen rum, jeder darf spenden, wie viel er mag. Das Geld geht komplett an die Musiker.

Anfragen aus ganz Deutschland

Relativ schnell haben sich die Konzerte in heimeligen Atmosphäre in der Musikszene in und um Stuttgart herumgesprochen. Heute wird Raith schon von vielen Musikern und Bands, sogar auch von Bookingagenturen, angeschrieben. Anfragen kommen inzwischen auch schon aus Berlin, Mannheim oder Bayern.

Anfangs war Raith häufig nervöser als die Musiker selbst, erzählt er. Ihm sei es immer sehr wichtig gewesen, dass alles funktioniert und jeder sich wohlfühlt – Musiker und Publikum. Deshalb wechselt er auch das Programm durch. Den Auftakt zur Saison, die von September bis Mai geht, machten in diesem Jahr die zwei jungen Stuttgarter Singer-/Songwriter Aljosha Konter und Toni Hoffmann.

Bekanntester Gast: Dacia Bridges

Die Band „Schwoba Blues“ aus dem Remstal wiederum zieht mit ihren schwäbischen Texten zu bekannten Blues-Songs wohl wieder eher ein älteres Publikum an, doch bei ihren Auftritten ist der Laden immer voll. Gerne kommen auch immer wieder Elektrocellist Fried Dähn oder Blueser Jürgen Boss aus Heslach. Bekanntester Gast war aber sich Dacia Bridges. Die Stuttgarter Soul-Sängerin testete einst ihre neue Platte vor der offiziellen Eröffnung im Ritter. „Ich glaube, ihr hat es auch gut bei uns gefallen“, meint Raith.

Die Konzertabende locken auch immer wieder ein ganz anderes Publikum an. Das ist auch wichtig für die kleine Kneipe im Stuttgarter Süden. Zwar ist das Ritterstüble eine Institution in Heslach, doch Laufkundschaft verirrt sich an den Bihlplatz eben selten. Seit fünf Jahren wird die Kneipe von dem Verein „Tafelrunde des Ritters“ betrieben. Als der einstige Pächter Peter Bölling damals schließen wollten, gründeten die Stammgäste kurzerhand einen Verein und übernahmen die Kneipe.

Und manchem Stammgast wie dem Wilfried gefallen die Konzertabende auch so gut, dass er auch einmal zwei Schorle mehr trinkt als sonst und noch ein bisschen sitzen bleibt. Bei Thomas Maos ist er aber lieber zu Hause geblieben, doch vielleicht lockt ihn ja eher „Marcese“ aus Berlin wieder in seine Stammkneipe. Der spielt dort nämlich beim nächsten Konzert am Mittwoch, 17. Dezember, um 20 Uhr.

kopfhoerer.fm gibt es auch bei Facebook.