Seit Tagen warten die Verteidiger von Kobane auf die Ankunft von Kämpfern aus dem Nordirak. Sie sollen mit ihren schweren Waffen helfen, die Terrormiliz Islamischer Staat zurückzuschlagen.

Kobane - Nach tagelangem Warten sollte die Verstärkung aus dem Nordirak für die Verteidiger des belagerten Kobane am Mittwoch die syrische Stadt erreichen. Die rund 150 Peschmerga-Kämpfer sollen dort die Kurden im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützen. Ausgerüstet sind sie mit schweren Waffen, die die Verteidiger von Kobane gegen die gepanzerten Fahrzeuge der Extremisten dringend benötigen.

 

Ein Teil der kurdisch-irakischen Peschmerga flog am Dienstag aus der nordirakischen Stadt Erbil zunächst in die Türkei, wie das kurdische Nachrichtenportal Rudaw berichtete. Andere würden über den Landweg in das Kampfgebiet verlegt, ebenso Waffen und weitere Ausrüstung, hieß es weiter. Die Peschmerga sollten demnach in den frühen Morgenstunden des Mittwoch in Kobane eintreffen. Die Verteidiger von Kobane warten seit mehreren Tagen auf die Ankunft der Verstärkung.

Die Türkei hatte in der vergangenen Woche die Erlaubnis gegeben, die Peschmerga über ihr Staatsterritorium nach Kobane zu bringen. Laut Rudaw gab es aber in den vergangenen Tagen Verhandlungen mit der Türkei, über welches Gebiet die Kämpfer verlegt werden. Die Regierung in Ankara tut sich mit jeder Hilfe für die Kurden in Kobane schwer, weil die dortigen Volksschutzeinheiten mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden sind. Diese ist in der Türkei als Terrororganisation verboten.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu wies den Vorwurf zurück, sein Land unternehme nicht genug zum Schutz Kobanes. „Ich bin wirklich überrascht und schockiert wenn einige internationale Medien die Türkei beschuldigen oder von der Türkei erwarten, etwas zu tun“, sagte er dem britischen Sender BBC. Man könne von der Türkei nicht fordern, im Alleingang Bodentruppen nach Syrien zu schicken.

Kobane liegt direkt an der türkisch-syrischen Grenze

Das überwiegend von Kurden bewohnte Kobane (Arabisch: Ain al-Arab) liegt direkt an der türkisch-syrischen Grenze. Die Terrormiliz IS versucht seit Wochen, die Stadt einzunehmen. Die Extremisten kontrollieren bereits Hunderte Dörfer im Umland von Kobane. Zuletzt versuchten sie, die Verbindung zwischen der Stadt und der Türkei abzuschneiden. Dann könnten weder die Kämpfer aus dem Nordirak noch sonstiger Nachschub Kobane erreichen.

Die Kämpfe zwischen Kurden und IS-Terroristen gingen auch am Dienstag weiter. Die USA und ihre Verbündeten flogen weitere Luftangriffe gegen die Extremisten. Nahe Kobane seien vier Stellungen sowie eine Einheit des IS zerstört worden, teilte das Zentralkommando in Tampa (Florida) mit. Auch im Irak griff das internationale Bündnis mehrere IS-Ziele im Norden und Westen des Landes an.

Der Islamische Staat veröffentlichte am Montag ein weiteres Propagandavideo mit der britischen Geisel John Cantlie. Es soll angeblich in Kobane aufgenommen worden sein. Der seit 2012 entführte Journalist tritt darin auf wie ein Fernsehreporter. Er behauptet, IS-Kämpfer seien „tief in das Herz der Stadt“ eingedrungen. Es gebe dort keine kurdischen Verteidiger.

Weiter erklärt der 43-Jährige, Berichte westlicher Medien über hohe Verluste des IS seien falsch. Sie würden sich nur auf Angaben kurdischer Kommandeure und des Weißen Hauses stützen, die nicht an der Wahrheit interessiert seien. Die US-Luftangriffe hätten lediglich den Einsatz schwerer Waffen durch die IS-Kämpfer behindert. Deshalb würden sie die Stadt im Häuserkampf einnehmen. Das Video zeigt auch eine Luftaufnahme der Stadt, die laut Einblendung von einer „Drohne der Armee des Islamischen Staates“ aufgenommen wurde.