Die beiden Aufsteiger aus Köln und Paderborn sind nach zwei Spieltagen in der Bundesliga noch ungeschlagen – ein Novum in der Ligageschichte. Nun treffen sie im direkten Duell aufeinander.

Köln/Paderborn - In seiner Rolle als lokale Emotionsbremse hat Jörg Schmadtke schon viel Erfahrung, entsprechend leicht fällt dem Manager des 1. FC Köln der warnende Hinweis für die anstehende Dienstreise nach Paderborn. Im Frühjahr arbeiteten sich beide Clubs noch Seite an Seite dem Oberhaus entgegen, also mahnt Schmadtke nun: „Wer nach Paderborn fährt und sich nicht auf das Spiel dieser Mannschaft und die Atmosphäre dort einstellt, der wird sein blaues Wunder erleben.“  

 

Nach den ersten Schreckschüssen der Aufmüpfigen aus dem Rheinland und aus Ostwestfalen wundert sich zunächst aber nur die Konkurrenz: Die Aufsteiger nach den ersten zwei Runden noch ungeschlagen – das ist ein Novum in 51 Jahren Bundesliga, und für die frechen Frischlinge zumindest mal ein Grund, die schlimmsten Befürchtungen abzuhaken.  

Auswärtssiege in Stuttgart und Hamburg

„Wir haben bewiesen, dass wir kein Fallobst sind – sondern ein eingeschworener Haufen, der es jeder Mannschaft in der Liga schwer machen kann“, sagt Paderborns Neuzugang Moritz Stoppelkamp über sein Team, das zuletzt auf imposante Weise mit 3:0 beim Hamburger SV gewann. Und 200 Kilometer weiter südwestlich rekapituliert der Trainer Peter Stöger den jüngsten 2:0-Sieg seiner Kölner beim VfB Stuttgart: „Da haben wir gezeigt, dass wir auch auswärts bestehen können. Das ist erfreulich, weil es den Spielern ein gutes Gefühl gibt.“  

Vom Selbstverständnis her könnten die beiden Duellanten vom Samstag kaum gegensätzlicher sein: Hier der dreimalige Deutsche Meister aus Köln, traditionell schwankend zwischen Glückseligkeit und höllenschwarzen Abstiegen, mit weit mehr als 60 000 Vereinsmitgliedern und 30 Millionen Euro Schulden. Dort der Liganovize aus Paderborn, der seinen Aufstieg in die erste Liga selbst mit der „Mondlandung“ verglich und in dessen schmuckloser 15 000-Zuschauer-Arena nach erfolgreichen Klagen von Anwohnern kein Abendspiel stattfinden darf.  

Köln verordnet sich Ruhe und Demut

Beim SCP gehört Bescheidenheit zum Naturell, die Kölner dagegen mussten sich ihre Ruhe und Demut unter dem Duo Schmadtke/Stöger erst mit großer Entschlossenheit auf die Fahnen schreiben. Das Saisonziel – Platz 15 – ist beim Effzeh in Stein gemeißelt, und der Chefübungsleiter erklärt vor dem Auswärtsspiel beim Mitaufsteiger: „Natürlich würden wir die drei Punkte gerne mitnehmen. Aber wir werden ganz bestimmt nicht anfangen zu träumen, sondern bleiben realistisch.“

  Im vergangenen Meisterjahr in der zweiten Liga biss sich Stögers Mannschaft an den Paderbornern die Zähne aus, spielte 1:1 und 0:1. Der Chefcoach hat die Resultate noch gut im Kopf, lobt das Team des Kollegen André Breitenreiter für seinen attraktiven Fußball und lässt sogar eine gefühlsmäßige Nähe zum Wochenendgegner erkennen. „Wir haben das“, erinnert sich der gebürtige Wiener, „in der letzten Saison irgendwie zusammen durchgefochten. Das verbindet.“

Vertrauen in die Aufstiegskader

Nah sind sich die Vereine aus der 143 000-Einwohner-Stadt Paderborn und dem sieben Mal so großen Köln auch in anderen Punkten. So verzichtete der FC im Sommer zwar weitgehend auf den Einkauf bundesligaerfahrener Spieler – während der SCP mit den Transfers von Stoppelkamp, Stefan Kutschke, Marvin Duksch oder Lukas Rupp deutlich mehr Wert auf Erstligakenntnisse setzte. Doch bei den jüngsten Auswärtssiegen standen dann nicht nur bei Köln (neun), sondern auch bei Paderborn (zehn) fast ausnahmslos Mitglieder des Aufstiegskaders in der Startelf.

  Die Ostwestfalen können ihren geglückten Einstieg in die Bundesliga in den Heimspielen gegen Köln und Hannover nun weiter ausbauen. „Die Jungs werden trotzdem nicht abheben, sie sind geerdet“, kommentiert der Paderborner Manager Michael Born diesen schönen Ausblick. Und ganz in seinem Sinne wird der Trainer Breitenreiter bei Gelegenheit wieder darauf verweisen, dass er noch immer sehnsüchtig auf viele schöne Rasenplätze in einem neuen Trainingszentrum wartet.  

Sorgen über den dürftigen Untergrund machen sich nach dem nassen Sommer auch die Kölner Chefs am von Bäumen umgebenen Geißbockheim: Wegen des vielen Regens konnte das Gras keine Wurzeln in die Tiefe schlagen, und bei nur drei Rasenplätzen für alle FC-Teams fehlen die Ausweichmöglichkeiten. Eine Gemengelage, in der Emotionsbremse Jörg Schmadtke („Wir müssen ein Problem nach dem anderen lösen“) leichtes Spiel hat.