Die Musik hat Veronika Mushkina von Russland nach Deutschland geführt. Jetzt unterrichtet sie nicht nur, sondern steht auch auf der Bühne – zum Beispiel bei den Köngener Kulturtagen.

Erst auf Umwege fand sie zu ihrer Liebe: In jungen Jahren hatte Veronika Mushkina angefangen, Klavier zu spielen. Doch sie konnte sich mit dem Tasteninstrument nicht so recht anfreunden. Dann entdeckte sie die Gitarre – und war im Glück. „Mit ihr habe ich mein Instrument gefunden“, erzählt Veronika Mushkina, die heute Musikerin ist. Die Gitarre sei inzwischen zu einem Teil ihres Körpers geworden. „Ich spüre beim Spielen die Schwingungen des Instruments und habe so den direkten Kontakt zur Musik“, erzählt Mushkina. Am Samstagabend ist sie bei den Köngener Kulturtagen in einem Solokonzert zu hören.

 

Sie habe sich „sehr geehrt“ gefühlt, als Ole Abraham, ihr Chef an der Musikschule Köngen und Wendlingen, sie fragte, ob sie eine der Kulturveranstaltungen gestalten wolle. Sogleich machte sie sich an die Vorbereitung und studierte ein anspruchsvolles Programm ein. „Ich möchte eine gute Visitenkarte abgeben und das Publikum begeistern“, sagt sie. Dass auch Kollegen und ihre Schülerinnen und Schüler zuhören werden, macht sie nicht nervös. „Falls ein kleiner Fehler passieren sollte, ist das nicht tragisch. Es ist Live-Musik – und Musiker sind ja keine Maschinen“, sagt sie.

Für Veronika Mushkina war es ein großes Glück, dass sie vor zwei Jahren nach einem anspruchsvollen Auswahlverfahren als Gitarrenlehrerin an der Musikschule Köngen und Wendlingen anfangen konnte. „Mein Mann, der auch Gitarrist ist, unterrichtete damals an der Stuttgarter Musikschule.“ Deshalb mussten sie vom Ruhrgebiet umziehen ins Schwabenland.

Der Studienplatz in ihrer Heimat war ihr sicher

Es war indes nicht der erste Ortswechsel für Veronika Mushkina. Die 1993 in der russischen Großstadt Nishnij Nowgorod geborene Musikerin wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf. Der Vater war Oboist in einem Berufsorchester und ihre Mutter ist Gitarrenlehrerin. „An der Musikschule und dem Musikkolleg habe ich eine sehr gute Ausbildung genossen“, erzählt Mushkina. Schon gleich nach dem Abitur hatte sie einen Studienplatz am Konservatorium ihrer Heimatstadt sicher.

Doch das Schicksal wollte es anders. Mit ihrem Vater, der im Jahr 2008 nach Deutschland umgezogen war, besuchte sie in Aachen ein Konzert des renommierten peruanischen Gitarrenvirtuosen Alexander-Sergei Ramirez. „Ich war total begeistert und wollte unbedingt bei Professor Ramirez studieren“, erzählt Mushkina. Sie spielte dem Meister vor – und erlebte eine Enttäuschung: „Er sagte, ich wäre noch nicht weit genug und müsse weiter an mir arbeiten.“ Daraufhin ging sie dennoch hoch motiviert ans Üben, und im nächsten Anlauf schaffte sie dann die Aufnahmeprüfung an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.

Zunächst spricht sie kein Wort Deutsch

Doch eine weitere Hürde stand im Weg: Die Russin sprach kein Wort Deutsch. Mit der ihr eigenen Energie machte sich Mushkina daran, in Sprachkursen, durch Kinobesuche und im Dialog mit den Studenten im Wohnheim Deutsch zu lernen. Mit Erfolg: Sie bestand den Sprachtest und wurde an der Hochschule immatrikuliert.

Das Studium bei Alexander-Sergei Ramirez trägt längst reiche Früchte. Veronika Mushkina nahm an verschiedenen Gitarrenfestivals teil und gewann internationale Wettbewerbspreise in Russland, Serbien, Italien und Spanien. Nach dem Bachelor vor einigen Monaten steht nun im Juli die Master-Abschlussprüfung an.

Gefördert wurde die aufstrebende Gitarristin durch Stipendien und das Programm „Music now“ der Yehudi-Menuhin-Stiftung. Über diese Stiftung erhielt sie Konzertengagements an ungewöhnlichen Orten – in Altersheimen, Gefängnissen und psychiatrischen Kliniken. „Ich habe nie ein dankbareres Publikum erlebt als in der Psychiatrie“, erzählt die Gitarristin.

Mushkina ist leidenschaftliche Bloggerin

Großen Spaß macht Veronika Mushkina ihr Hobby: Sie ist Instagram-Bloggerin. „Ich biete Musik für die Seele, zeige Ausschnitte aus Konzerten und gebe Tipps zum Gitarrenspiel“, sagt sie. Mittlerweile hat sie mehr als 27 000 Follower. Neben dem Konzertieren findet die Musikerin Erfüllung in der Arbeit mit ihren Musikschülerinnen und Musikschülern. „Mit meinen Eleven habe ich ein freundschaftliches Verhältnis.“ Trotzdem müsse geübt werden. Baff war die Gitarrenlehrerin allerdings, als sie von einem Sechsjährigen, der mehrfach schlecht vorbereitet im Unterricht erschienen war, zu hören bekam: „Ich muss nicht üben. Meine Mutter sagt, ich bin ein Naturtalent.“

Die Köngener Kulturtage

Organisation
Seit 1988 finden die Kulturtage jedes Jahr in der Köngener Zehntscheuer statt. Organisiert wird das Programm von Iris Hermann und Sabine Mungenast vom Kulturamt der Gemeinde. Vielfältiges wird geboten: Kabarett, Kammermusik und Kleinkunst unterschiedlicher Couleur.

Veranstaltungen
In diesem Jahr steht neben einer Klangkunstlesung mit Texten von Ferdinand von Schirach ein Auftritt der mittelalterlichen Musikgruppe „Des Geiers schwarzer Haufen“ auf dem Programm. Die Sängerin Marie Giroux lädt - zusammen mit Jenny Schäuffelen an Klavier und Akkordeon zu der musikalischen Stadtführung „Pariser Flair“ ein. Die Kulturtage enden am 11. März mit dem Kriminal-Dinner „Sherlock Holmes und die vergiftete Maultäschlesupp“.

Konzert
Veronika Mushkina tritt am Samstag, 11. Februar, auf. Das Konzert in der Zehntscheuer beginnt um 19 Uhr. Sie spielt ein virtuoses Gitarren-Programm aus verschiedenen Stilepochen. Kartenvorverkauf ist in der Bücherei und in der Bücherecke Rehkugler sowie im Rathaus; man kann Karten auch mit einer E-Mail an anzeiger@koengen.de oder telefonisch (0 70 24/80 07-0) bestellen.