Die Begeisterung über den Besuch von Königin Elizabeth II. hält an. Tausende bejubeln die Monarchin in Frankfurt. Anschließend folgt eine Gartenparty in der britischen Botschaft in Berlin.

Frankfurt - Beim langen Warten auf Königin Elizabeth II. vor der Frankfurter Paulskirche hat der Kinderchor der Frankfurter Domsingschule am Donnerstagvormittag genug Zeit, das Lied „Die Gedanken sind frei“ noch vier Mal einzuüben, obwohl er es natürlich längst perfekt kann.

 

Die umstehenden Queen-Fans und Journalisten könnten es spätestens danach auswendig mitsingen. Und doch haben die kleinen Chorsängerinnen und Chorsänger noch eine Überraschung parat, als die Königin bei strahlendem Sommerwetter um 12.28 Uhr zusammen mit Prinz Philipp endlich eintrifft: Nach der deutschen Version des Volkslieds von Hoffmann von Fallersleben stimmen sie noch eine englische Version an: „The thoughts must be free“.

Fast eine halbe Stunde ist vergangen, bis nach Bundespräsident Joachim Gauck, seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt sowie Ministerpräsident Volker Bouffier und seiner Frau Ursula endlich auch der von 15 Motorrädern angeführte Konvoi mit der 89-jährigen Queen und ihrem 94 Jahre alten Prinzgemahl an dem Symbol der Demokratie in Deutschland ankommen.

Urlaub für den Queen-Besuch

Aus Sicherheitsgründen haben die königlichen Hoheiten einen anderen Zufahrtsweg vom Frankfurter Flughafen zur Paulskirche genommen. Schließlich konnten sie ja nicht wie der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) die kurze Strecke vom Römer, dem Frankfurter Rathaus, dorthin zu Fuß kommen.

Im Innern der Paulskirche werden der Monarchin das Rundgemälde von Johannes Grützke „Der Zug der Volksvertreter zur Paulskirche“ zur bürgerlichen Revolution von 1848/49 gezeigt. Auch ein Original der royalem Besuch eher angemessenen „Goldene Bulle“ ist aus dem gepanzerten Schrank des Instituts für Stadtgeschichte dorthin gebracht worden. Mit dem Dokument von 1356 wurde Frankfurt offiziell als Wahl- und Krönungsstätte deutscher Kaiser bestätigt. Doch heutzutage ist königlicher Besuch natürlich ein ganz außergewöhnliches Ereignis für die Bankenstadt.

Kein Wunder, dass sich Alexandra Hagemann aus dem Stadtteil Bornheim eigens drei Tage Urlaub genommen hat, um ja nichts zu verpassen. Seit 7.30 Uhr steht sie am Paulsplatz, um der Queen so nah wie möglich zu kommen, die Begegnung ist für sie „wie ein Märchen“. Und Rainer Michelmann aus Langenselbold stimmt mit ein: „Das ist uns Elizabeth wert, sie ist so lange Königin, da muss man dabei sein.“ Am Römer steht eine Frau, die eigens aus Böbing bei München gekommen ist und sagt: „Es hat sich gelohnt.“ Einem Mann aus Schweinfurt war der Besuch ebenfalls das frühe Aufstehen und die 80 Euro teure Bahnreise wert.

Händeschütteln beim Bad in der Menge entfällt aus Zeitgründen

Dabei war das lange Herumstehen in der prallen Sonne nicht jedermanns Sache. Vier Schaulustige erleiden einen Kreislaufkollaps. Dabei ist die Queen nur drei Mal relativ kurz auf dem Römerberg zu sehen: Erst beim Fußweg von der Paulskirche auf einem sage und schreibe fast 400 Meter langen roten Teppich, für den auch die Straßenbahnschienen abgeklebt werden mussten. Dann zeigt sie sich nach dem Bankett im Frankfurter Rathaus mit 120 geladenen Gästen noch vom Balkon des Römers aus, wo sich sonst nur Fußball-Weltmeister bejubeln lassen. Schließlich sieht man sie beim kurzen Rückweg zum Range Rover, den Elizabeth und Philipp pünktlich um 15 Uhr wieder besteigen, um zum Flughafen zu fahren.

Das angekündigte Händeschütteln beim Bad in der Menge entfällt aus Zeitgründen. Und doch überwiegt die Freude, die seit 63 Jahren auf dem britischen Thron sitzende Königin in ihrem blauen Mantelkleid mit gleichfarbigem Hut noch einmal persönlich gesehen zu haben, die Enttäuschung über den kurzen Aufenthalt.

Vom Römer winkt sie übrigens im smaragdgrün-blau gemusterten Kleid ohne den Mantel. Ministerpräsident Bouffier äußert in seiner Tischrede die Hoffnung, dass Großbritannien „wichtiger und starker Partner“ im vereinten Europa bleibt. Und bei einem Menü, zu dem auch die berühmte Frankfurter Grüne Soße gehört, darf Sozialdemokrat Feldmann auf eine Frage der Queen erzählen, wie er vor drei Jahren als „Underdog“ zum Frankfurter Oberbürgermeister gewählt wurde. Auch ihm wird der Besuch unvergesslich bleiben.

Am Donnerstagabend flog die Queen zurück nach Berlin, wo sie eine Gartenparty des britischen Botschafters besuchte. Die 89-Jährige ist zum fünften Mal zu einem Staatsbesuch in Deutschland. Sie und ihr Mann werden vor ihrer Abreise auch noch die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen in Niedersachsen besuchen.