2024 soll die Königin-Katharina-Orgel in der Kirche des Alten Schlosses erklingen. Dazu gibt es Katharina-Tage und Pfeifen-Patenschaften.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart -

 

Von einem guten Wein erwarten die Genießer ein reichhaltiges Geschmacksangebot, etwa Aromen von Vanille oder Apfel. Von einer guten Orgel erwarten Musikliebhaber ein ausgesuchtes Klangangebot, etwa weich, kantabel oder gravitätisch. Kay Johannsen kennt sich auf jeden Fall mit Orgeln hervorragend aus, seit 1994 ist er Stiftskantor. Er veranstaltet in der Stiftskirche unter dem Motto Stiftsmusik Stuttgart Konzertreihen, leitet Ensembles und spielt selbst Orgel, auch im Ausland ist er als Solist gefragt. Und seit 2019 arbeitet er an einer neuen Orgel für Stuttgart, die vom Sommer 2024 an in der Schlosskirche des Alten Schlosses erklingen soll. Ihr geplanter Name: Die Königin-Katharina-Orgel. 27 Register und drei Manuale soll sie haben. „Der Grundklang ist jener der deutschen Romantik des 19. Jahrhunderts“, so Johannsen. Hinzu kommen noch diverse Spezialeffekte und -klänge, die rein mechanisch erzeugt werden.

Hier spielte einmal eine Walcker-Orgel

Der Ort, die Orgel, ihr Name – das ist alles kein Zufall. 1865 hat die Schlosskirche ihre heutige Gestalt bekommen auf der Basis der ursprünglichen Kirche von 1562, sie ist heute noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Und damals wurde eine Orgel des gebürtigen Bad Cannstatters Eberhard Friedrich Walcker eingebaut, dessen Instrumente Weltruhm erreichten. Die heutige Orgel von 1980 müsste gründlich saniert werden, zudem befindet sie sich nicht am historisch korrekten Platz. Mit der Königin-Katharina-Orgel wird vieles korrigiert: Der Orgelexperte Johannsen verspricht ein Klangerlebnis der besonderen Art am historisch richtigen Ort auf der Empore, wo das Instrument in den Sternenhimmel an der Decke übergeht und mit der filigranen Architektur harmonisiert. Und: Die Schlosskirche soll zu einem Ort der Begegnung in der Stadt werden, wo junge Künstler ihr Können zeigen, wo über Historie reflektiert werden kann. Denn die Schlosskirche wird den wenigsten ein Begriff sein, aus musealen Gründen ist sie nur wenige Stunden im Monat geöffnet.

Das Engagement der Bürgerschaft zählt

Die Expertise der Orgelkunst, das Beleben eines innerstädtischen Ortes – das kann man Johannsen getrost zutrauen. Er hat ja auch wesentlich mitgewirkt am Neubau der großen Mühleisen-Orgel schräg gegenüber in der Stiftskirche. Und mit dem bürgerschaftlichen Engagement, das die Mühleisen-Orgel möglich machte und viele Interessierte für Orgelmusik live gewonnen hatte, legt er nun die Königin-Katharina-Orgel den Musikfreunden ans Herz. 850 000 Euro wird das Projekt kosten, gut 300 000 Euro sind schon zusammengekommen als größere Spenden von Stiftungen und der Gesamtkirchengemeinde der Stadt als Trägerin des Projektes. Jetzt gibt es auch eine Broschüre zum Projekt. Und vor allem: Es gibt Pfeifenpatenschaften. Die Auswahl liegt zwischen 25 und 5000 Euro, je nach Größe der ausgewählten Pfeife. „Das funktioniert sehr gut“, weiß Johannsen aus Erfahrung, „viele Leute kommen jetzt in die Kirche, um speziell ihre Pfeife zu hören“. Eine Urkunde gibt es auch dazu. Und wer weiß, vielleicht gibt es in der Schlosskirche mal spezielle Wunschkonzerte, in denen die jeweilige Pfeife eines Paten im Mittelpunkt steht. Was da alles möglich ist, zeigen die ersten Katharina-Tage vom 25. bis zum 28. August. Da gibt es Konzerte von jungen Künstlern zu verschiedenen Uhrzeiten, auch abends, Vorträge zu historischen Themen und natürlich Präsentationen des Orgelpfeifen-Patenprojekts.

Katharina-Tage für eine neue Orgel für Stuttgart

Programm
Die Katharina-Tage bieten vom 25. bis zum 29. August zahlreiche Konzerte und Vorträge in der Schlosskirche und im Innenhof des Alten Schlosses. Darunter sind auch Vorträge über das Leben und Wirken von Königin Katharina in Württemberg. Eröffnet wird die Reihe am 25. August um 18 Uhr mit einem Vortrag von Kay Johannsen über das Projekt.

Orgel
Der Stiftskantor Kay Johannsen setzt sich für die Realisierung dieses Projekts im Jahr 2024 ein. Hier wird an die große Tradition der Walcker-Orgeln angeknüpft an einem historisch korrekten Ort.