Die Iren machen’s vor, sie tauchen am 17. März die Welt in grün. So geht Marketing. In Stuttgart will eine neue Agentur kulinarische Impulse setzen, mit Würsten, Fleisch und Korn.

Stuttgart - D

 

er Funkturm in Berlin, die Allianz-Arena in München, das London Eye, das Sydney Opera House . . . – und jetzt endlich auch der Königsbau. Am Samstag werden die Säulen zum Schlossplatz hin von 19 bis 20.30 Uhr grün erstrahlen – zu Ehren des heiligen Patrick. Am 17. März feiern die Iren weltweit den Gedenktag jenes Bischofs, der sie im 5. Jahrhundert als Erster missioniert haben soll. Dass darauf auch in Stuttgart mit mindestens einem Guinness angestoßen wird, dafür sorgt seit Jahren der irische Honorarkonsul Wolfgang Häfele. Vor zwei Jahren hat er den Fernsehturm grün leuchten lassen, und nach langem Hin und Her ist es ihm nun gelungen, eine standesgemäße Illumination im Herzen der Stadt durchzusetzen.

Die Teilnahme Stuttgarts am „Global Greening“ sei ein „Kraftakt“ gewesen, erzählt er. Der Königsbau ist eine Liegenschaft des Landes, und so intervenierte das Finanzministerium. Man habe Bedenken, die Aktion könne als Schleichwerbung für die Grünen verstanden werden. „Ich als schwarzer Politiker bin da ja wohl unverdächtig“, dachte sich der CDU-Regionalrat Häfele und wandte sich an Staatsminister Klaus-Peter Murawski, der ihm schließlich wortwörtlich „grünes Licht“ gab.

Die Iren machen’s vor: Eine starke Marke kann man an der Farbe erkennen. Wie wichtig die Hausfarbe für die Außendarstellung eines Unternehmens ist, wissen auch Christian List und Dirk Pohl. Die Marketing-Profis haben am Donnerstag in Bad Cannstatt eine neue Agentur an den Start gebracht, die sich ums „Genussmarketing“ kümmern will. Und so ist zu den grünen (!) Säulen in der Schaltzentrale des Werbers und Gastronomen List (Heuss, Roter Hirsch in Cannstatt und Esslingen) eine psychedelische 70er-Jahre-Tapete in Orange-Lila-Braun oder so gekommen. Kommunikation und Kulinarik auf diese Weise zusammenzubringen sei seines Wissens nach einmalig, sagt Pohl, der bis Herbst als einer der Geschäftsführer von Opus die Jazz Open organisiert hat. Künftig geht’s statt um Musik um die Wurst. Eines der drei Projekte von List & Pohl ist der „Würstchenkönig“, eine selbst kreierte Bratwurst.

Außerdem lassen die beiden ihren eigenen „Südkorn“ brennen, in Köngen, wo auch der Weizen dafür wächst, denn sie glauben: Korn ist der neue Gin. Drittes „Baby“ ist die „Beef Society“, die Events rund ums Fleisch organisiert. „Das Schwierigste ist, sich selbst zu erfinden“, meint Christian List. Dritte zu beraten sei wesentlich einfacher. Künftig sollen das Sterneköche sein oder Nudelhersteller oder Unternehmen, die ein Event durchs Catering „erinnerungswürdig“ machen wollen. Wichtige Voraussetzung: Die beiden gehen die Sache mit einem Augenzwinkern an. Pohls Kernkompetenz laut List: „Du isst auch gern.“ Wie sagt man? Zwei, die sich grün sind.

Zwei, die sich grün sind

Grün ist auch der kleine Freund von Peter Maffay. Deutschlands bekanntester Rocker hat diese Woche mal wieder die Schleyerhalle bis auf den letzten Platz gefüllt. Und die treuen Maffay-Fans bekamen einen perfekten Abend geboten, unplugged, mit rund 20 Musikern auf der Bühne. „Eigentlich wollten wir ihn dieses Mal nicht mitnehmen“, rief Maffay in die Halle. Der kleine Drache Tabaluga sei mit den Jahren groß geworden, „im Gegensatz zu mir“, so der nur 1,68 Meter große Musiker. Aber ohne geht’s nun mal nicht, und so gab‘s mit Big-Band-Begleitung das Lied der Schildkröte Nessaja: „Ich wollte nie erwachsen sein“. Ein Gänsehautmoment wie auch der Gassenhauer „Über sieben Brücken musst du gehn“, im Duett mit Johannes Oerding. Der Sänger gehört zu den festen Gästen der Tour, wie auch der Lokalmatador Philipp Poisel. Der, pardon, Altstar Seite an Seite mit den jungen Songwriter-Kollegen. Auch so geht Marketing.