Auf ein gutes Wort an der Königstraße: Die Passantenseelsorge in St. Eberhard feiert ihr 25-Jähriges.

Stuttgart - Wer sich im Großstadtwüste manchmal verloren fühlt, dem bietet die Passantenseelsorge in der Königstraße seit 25 Jahren einen Anker. Das Motto könnte lauten: Nicht über Wüsten in der Stadt lamentieren, sondern Oasen aufsuchen.

 

Diese Oase findet sich an der Domkirche St. Eberhard. Dort können Menschen spirituell auftanken oder von ihren Sorgen und Nöten erzählen – einen Termin braucht man dazu freilich nicht. „Jeder ist eingeladen zu einem offenen Gespräch über seine Freuden und Sorgen, über Hoffnungen und Enttäuschungen, über Ängste und Zutrauen“, sagt Schwester Teresa Seibert. Die Franziskanerin leitet gemeinsam mit Gerda Engelfried die Passantenseelsorge in der Königstraße. Aus ihren vielen Gesprächen mit den Menschen weiß sie: So bunt und vielfältig wie das Leben, so unterschiedlich sind auch die Anliegen, mit denen die Leute zu ihr kommen. „Manchmal hilft es schon, sich einfach Zeit zu nehmen und zuzuhören“, sagt Schwester Teresa.

Manche Menschen, die der Einladung auf dem Schild vor der Tür folgen und ein Gespräch suchen, tragen schon seit Jahren oder gar seit Jahrzehnten ein Problem mit sich herum. Beispielsweise eine Frau, die immer wieder an dem Schild vorbeilief, eines Tages dann aber den Schritt hinein wagte. „Sie hat sich geöffnet, weil der richtige Zeitpunkt gekommen war, und sich bei uns alles von der Seele geredet“, berichtet Schwester Teresa, die viel erzählen könnte über das Not und Elend auf dieser Welt, über Beziehungsprobleme, Missbrauch, Armut, Krankheit und vor allem das Gefühl, unendlich einsam zu sein.

1994 gegründet

Im Jahr 1994 auf Initiative des damaligen Bischofs Walter Kasper ins Leben gerufen, hat sich das besondere „Angebot für alle Vorübergehenden“ seither vielfach bewährt. Die Möglichkeit, mehr oder weniger ungeplant über die Sorgen und Ängste des Lebens reden zu können, ist seit nunmehr 25 Jahren außerordentlich gefragt – unabhängig von Alter, Herkunft, kulturellem Hintergrund, Geschlecht und Religion. Etwa 1150 längere Gespräche hat das Seelsorge-Team alleine im Jahr 2018 geführt, dazu kommen noch etwa 850 kürzere Begegnungen. Unterstützt werden die beiden Leiterinnen von drei Ehrenamtlichen, die für ihre seelsorgliche Arbeit bereits entsprechende Erfahrungen im pädagogischen Bereich gemacht haben und speziell dafür ausgebildet wurden.