Der Kolping-Chor lädt zu einem Liederabend an einem ungewöhnlichen Ort. Am Samstag, 15. Juli, präsentiert der Männerchor Seemannslieder im Stuttgarter Hafen. Mit einem neuen Sänger hat es eine ganz besondere Bewandnis.

Stuttgart - Ungewöhnliche Orte haben es Annette Glunk angetan. Die Dirigentin des Stuttgarter Kolping-Chors fiebert schon seit einiger Zeit mit den Sängern des Männerchors dem 15. Juli entgegen. Erstmals wird der Chor dann, verstärkt um 15 Projektsänger, im Stuttgarter Hafen ein Konzert geben – am Mittelkai 12, vor bis zu 520 Zuhörern.

 

Seit Februar bereitet sich der Männerchor auf den außergewöhnlichen Open-Air-Konzertabend am Neckarufer vor. Auftrittsort ist das Firmengelände der Firma Stahlbau Heil. Dort, wo üblicherweise roher Stahl in Hülle und Fülle zu finden ist, wird am Samstag eine von den Chormitgliedern selbst gebaute Bühne für fast 60 Sänger stehen – davor werden die Choristen 520 gepolsterte Stühle aufstellen.

„Das Konzert soll für alle vor allem eins sein: Genuss und Erlebnis“, sagt Bruno Kieninger, der Sprecher des Kolping-Chors. Trotz des Aufwands, das Industriegelände in eine Konzertarena zu verwandeln, ist den Verantwortlichen die Mühe doch wert. „Wir wollen Besuchern und Sängern etwas ganz Besonderes bieten – und für die Chormusik werben“, sagt Kieninger.

Werbung für Chormusik an ungewöhnlichem Ort

Mit dem Seemanns-Thema hat die Chorleiterin Glunk nicht nur den Nerv der teils seit Jahrzehnten zum Kolping-Chor gehörenden Sänger getroffen. Auch einige Neu-Sänger wurden für den Auftritt gewonnen. 20 sangesfreudige Männer, so Kieninger, hätten auf die Einladung reagiert, sich an dem Projekt zu beteiligen; 15 werden bei dem Hafenkonzert mit den Kolping-Sängern auf der Bühne stehen. Was Glunk und Kieninger freut: ein Drittel der Einsteiger wollen auch künftig den Chor verstärken. Einer der Sänger sorgt zudem dafür, dass der Altersschnitt schlagartig sinkt. Er ist gerade 30 geworden. Das Gros der Sänger ist indes in den Sechzigern oder Siebzigern. „Der älteste Sänger ist 87“, sagt Bruno Kieninger und verrät: „Das ist mein Bruder.“ Und Glunk ergänzt: „Er ist eine wichtige Stütze in unserem ersten Tenor.“

Alle Stimmen sind gut besetzt

Annette Glunk ist glücklich, dass alle Stimmen „gut besetzt sind“. Nur so sei es möglich, dass der Chor auch anspruchsvolle Werke aufführen kann. Sänke die Zahl der Sänger unter 40, wäre es „schwierig, auf dem seitherigen Niveau weiterzumachen“, sagt der Sprecher eines der größten Stuttgarter Männerchöre.

Er hat auch den Auftrittsort aufgetan. Mit dem Fahrrad war er durch den Hafen gefahren und hat bei der Firma Heil angefragt, ob man auf deren Gelände den überdachten Stahllagerplatz für einen Konzertabend nutzen könnte. Die Geschäftsführung sagte Ja, das Projekt stand.

Die Stücke, die am Samstag von 19 Uhr an zu hören sein werden, hat die Dirigentin ausgewählt. Im ersten Teil erklingen klassische romantische Chorwerke, Teil zwei ist mit „von waschechten Seemännern und Möchtegernkapitänen“ überschrieben, im letzten Part geht es musikalisch um Seeungeheuer, Abenteuer und andere Gefahren. An dem etwa 150 Minuten dauernden Programm werden neben dem Pianisten Michael Spors auch die Crossjack Shanty Singers aus Oldenburg mitwirken.

Eintrittsgelder reichen nicht aus, um Kosten zu decken

Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern reichen übrigens nicht, um die Kosten zu decken. Da zahlreiche Spender und Sponsoren die Börse öffneten, selbst Chormitglieder spendeten teils vierstellige Beträge, sei das Projekt überhaupt realisierbar gewesen. „Uns ist es das aber Wert“, sagt Bruno Kieninger. Glunk freut derweil die Bereitschaft, dass sich der Chor für solch außergewöhnliche Aktionen begeistern kann. In drei Jahren soll die Reihe „Konzerte an ungewöhnlichen Orten“ fortgesetzt werden. Wo und unter welchem Motto verrät Glunk aber noch nicht. „Der Vorstand hat von meiner Idee noch keine Ahnung“, sagt sie. Und so lange dies so sei, bewahre sie Stillschweigen.

Termin

Tickets

Eintrittskarten für das Konzert auf dem überdachten Stahllager Platz der Firma Stahlbau Heil (Am Mittelkai 12 – 16) können für 20 Euro bei Bruno Kieninger bestellt werden. Telefonisch unter der Telefonnummer 07 11/8 89 10 20 oder per E-Mail an Bruno.Kieninger@t-online.de.

Anfahrt

Die Veranstalter empfehlen mit den Stadtbahnen U 9 oder U 13 bis zur Haltestelle Hedelfingen zu fahren. Von dort gibt es einen kostenlosen Busshuttle zum Veranstaltungsgelände.