Aus modischer Sicht ist die Fußballeuropameisterschaft für die Deutschen bisher ein Desaster. Das Auswärtstrikot, hier zu sehen an Mats Hummels’ Freundin Cathy Fischer, muss endlich her, fordert Nadia Köhler.

Nachrichtenzentrale: Nadia Köhler (nl)

Stuttgart - Entstanden sind die „11 Freundinnen“ ja, weil wir Frauen keine Lust hatten, während der EM nur über Männer und Trikots schreiben zu dürfen. Was jetzt passiert, ist daher ziemlich peinlich: Die nächsten Zeilen handeln nämlich – genau, von Männern und Trikots.

 

Zu verdanken habe ich diese Schmach der völlig neuen Phase von Patriotismus, in die mich die Kinder katapultiert haben. Neuerdings höre ich beim Autofahren öfter mal die deutsche Hymne („Mama, spielst du bitte dieses Fußballlied!“), hängt von meinem Balkon ein Deutschlandflagge („Mama, bitte, wir legen auch unser Taschengeld zusammen!“) und heute früh hat mich meine Tochter – total wirklichkeitsgetreu – als wunderschöne Prinzessin in einem schwarz-rot-goldenen Kleid gemalt („Mama, kauf’ dir doch mal so ein Kleid!“ ).

Und plötzlich wurde mir klar, was für ein modisches Desaster diese EM bisher aus deutscher Sicht ist. Und das in diesem Sommer, da Rot und Gelb doch total angesagt sind. Aber nein, Lahm und Co. tragen den gleichen schlabbrigen Langweiler-Look wie immer. „Das ist wie mit der Polizei“, kommentiert meine Kollegin Carolin dieses Manko achselzuckend „da haben die Italiener, die Franzosen und die Engländer doch auch schickere Uniformen als wir.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Italien trägt bei dieser EM eine sehr stylishe Variante des angestaubten Polokragens, der so schwungvoll geschneidert ist, dass er sich harmonisch zu Mario Balotellis Irokesenschnitt fügt. Das weiße Auswärtstrikot der Franzosen ist so edel, dass sogar Franck Ribéry darin wirkt wie ein Balletttänzer, und das blaue Auswärtstrikot der Engländer so elegant, dass im Nachhinein Theo Walcotts traumhaftes Tor völlig zwingend scheint.

Und Deutschland? Es besteht Hoffnung. Genau, in Grün. Ein Grün, das perfekt zu Mats Hummels’ dunklen Augen passt („Mama, dein Verliebter!“). Und wie zum Zeichen ziert dieses Retro-Auswärtstrikot der Spruch „1972 – der Beginn einer Erfolgsgeschichte, 2012 – ein neues Kapitel wartet darauf, geschrieben zu werden“. Jungs, bitte anziehen! Wir sind bereit für eine neue Ära.