Selbst Menschen mit unangenehmen Eigenschaften finden Freunde, die sie so mögen, wie sie sind. Unsere Kolumnistin wüsste trotzdem gern, welche Marotten sie eigentlich hat.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Dieser Tage wurde ich zu einem interessanten Pressegespräch eingeladen zum Thema „Wieso stinkt mein Hund?“. Die überraschende Antwort wurde aber auf der Einladung gleich mitgeliefert: Der Hund stinke aufgrund von Schmutzablagerungen im nassen Fell. Damit „Winterzeit nicht gleich Stinkerzeit“ ist, wurde eine patentierte Weltneuheit aus Japan empfohlen, ein „Trendprodukt“, das verlässlich Abhilfe verschaffe: Dusch- und Badetabletten auf Basis natürlicher Heilquellen. Für den „relaxten Hund“.

 

Diese japanischen Dusch- und Badetabletten kamen mir in den Sinn, als bei mir mal wieder Stinkerzeit angesagt war. Ich habe zwar keinen Hund, aber Kollegen. Und zwar mitunter auch solche, die es mit der Pflege von sich und ihrer Garderobe nicht so genau nehmen. Nach dem Motto: jederzeit Stinkerzeit.

Jedes angemackte Töpfen findet einen verbeulten Deckel

Das mag manche Nase irritieren. Erfreulicherweise stört das aber nicht alle. Das wirklich Beruhigende ist, dass wahre Freundschaft sich nicht schert um Nachlässigkeiten, um Eigenarten und Macken. Letzten Endes findet doch jedes noch so angemackte Töpfchen irgendein verbeultes Blechdeckelchen – und lieben Hundebesitzer ihre stinkenden Tölen auch dann noch, wenn alle anderen längst Reißaus genommen haben.

Bei dieser Gelegenheit hat mich aber mal interessiert, welche Macken ich habe. Deshalb habe ich eine Freundin zur Rede gestellt. Ob ich eigentlich auch schlechte Eigenschaften hätte? Ob ich vielleicht doch müffle? Nervend bin? Doof? Unsympathisch? Aber was auch immer ich fragte, die Freundin gab mir partout keine Antwort. Da halte sie sich raus, sagte sie. Das sei doch alles hinreichend bekannt. Darüber müsse man wirklich nicht mehr reden. „Das weißt du doch selbst am besten!“

Da wurde mir wieder klar, was mich an ihr wirklich nervt: dass man mit ihr einfach nicht lästern kann. Nicht mal über mich.

Außerdem macht sie mir immer so großartige Geschenke. „Das kannst du doch sicher brauchen“, sagt sie – und bringt mir Zuckerwürfel aus dem Restaurant mit. Unnütze Werbegeschenke aus dem Baumarkt, Kosmetikproben aus Zeitschriften oder halb abgebrannte Antischnaken-Kerzen, die ihre Vormieter im Keller zurückgelassen haben. Und vor allem immer wieder aus Hotels Seifen. Haarshampoo. Duschgel. Badeschaum. Seit Jahren schon. Die ich . . . ach, du Schreck . . . sofort und auf der Stelle alle sofort benutzen werde. Versprochen.