Im Nahen Osten tobt der Krieg zwischen Israelis und Palästinensern, im Netz versuchen User mit Hummus-Selfies ein Zeichen zu setzen. Nach anfänglichem Erfolg regt sich aber auch Widerstand gegen die Aktion.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Stuttgart - Viele Gemeinsamkeiten scheinen Isralies und Palästinenser im Moment nicht zu haben - außer das Leid, das der Gaza-Krieg über beide Bevölkerungsgruppen gebracht hat. Eine Gruppe französischer Studenten hat aber noch eine weitere Gemeinsamkeit gefunden: Essen. Die Macher von "The Humus Initiative" wollen mit ihrem Projekt "die Gemeinsamkeiten der beiden Völker unterstreichen, statt zu zeigen, was sie trennt."

 

Die Initiative, die vor genau einem Monat gegründet wurde, ruft dazu auf, Selfies im Netz zu verbreiten, die Nutzer beim Essen zeigt. Dabei soll nicht irgendeine Speise verzehrt werden, sondern eine, die die Menschen im Nahen Osten ganz besonders verbindet. Gewissermaßen ein gemeinsamer Nenner, trotz aller politischer und regligiöser Konflikte: Hummus.

Die Aktion wurde zunächst gut angenommen. Auf der Facebook-Seite der Initiative wurden hunderte von Selfies hochgeladen, die Kichererbsen-Püree verspeisende Nutzer zeigen. 

 

Auch auf Twitter wurden fleißig Bilder mit dem Hashtag veröffentlicht. Allerdings zeigten sich dort die Probleme, die bei einer solchen Kampagne auftreten können: Die Netzgemeinde konnte sich nicht auf ein einheitliches Hashtag einigen. Die Macher der Hummus-Initiative hatten auf ihrem Blog das Hashtag #hummuselfie verwendet. Beim Kurzzeichendienst Twitter finden sich mittlerweile aber auch Posts unter den Hashtags #hummusselfie und eine Variante mit einem zusätzlichen s (#hummusselfies). 

In Großbritannien wurde die Idee ebenfalls aufgegriffen. Eine Gruppe jüdisch-stämmiger Briten rief auf dem Blog ChickPeace zur Verbreitung der Selfies mit Hummus auf - und führte dabei gleich noch ein neues Hashtag ein: #chickpeace. Reichlich verwirrend das Ganze.

Außerdem formierte sich zunehmend Widerstand gegen die Aktion, die zwar nicht als grundlegend schlecht, aber vielfach als irrelevant abgestempelt wird. Beispielsweise schreibt Sabine Schlimm auf ihrem Blog "Schmeckt nach mehr": "Ist nicht ein Schälchen Hummus ziemlich irrelevant angesichts der Dimensionen des Kriegs und des zugrundeliegenden Konflikts? Verbindet die Menschen in der Region nicht mehr als nur ein Lieblingsrezept – zum Beispiel der Wunsch, leben (und von mir aus Hummus essen) zu können, ohne ständig befürchten zu müssen, dass ihnen Bomben auf den Kopf fallen?" Weiter weist Schlimm auf den Streit zwischen den beiden Gruppen bezüglich der Herkunft von Hummus hin.

Auf anderen Blogs wird angemahnt, dass sich "Terroristen" nicht von Hashtags und Selfies aufhalten lassen. Und Marcey Franklin schreibt auf www.thebraiser.com: "Es wäre traurig, wenn das das Beste ist, was unserer Generation zu einem bedeutsamen Dialog, der zu Frieden und Verständnis beiträgt, einfällt."

Anmerkung der Redaktion: Dies ist eine überarbeitete Version des Textes. In dieser Fassung ist die Quelle, das Blog "Schmeckt nach mehr", deutlicher gekennzeichnet als im ursprünglichen Artikel. Zudem haben wir einen direkten Link auf den Blogbeitrag eingefügt.