Digitalisierung ist schön und gut. Nur: Da, wo sie wirklich hilfreich wäre, gibt es sie nicht. Zum Beispiel bei den Stuttgarter Bürgerbüros, bemängelt unsere Kolumnistin Elisabeth Kabatek.

Seltsam. Wir haben heute mehr Freizeit denn je, Freizeit kommt aber nicht von frei. Maximale Selbstoptimierung, wie sie heute angesagt ist, bedeutet, jede Sekunde mit sinnvollen Dingen wie Sport, Mülltrennung, Entspannungstechniken oder Aufräumen nach der Yang-Methode zu füllen. Unzählige Apps und Produkte versprechen uns Zeitersparnis, damit wir all diese Punkte abhaken können. Saugst du noch selbst, oder lebst du schon? Paradoxerweise scheint das Leben immer komplizierter zu werden, je weiter das Jahrtausend fortschreitet, obwohl wir doch über immer mehr Möglichkeiten verfügen, dieses Leben zu automatisieren und einfacher zu machen. Um unser Shopping, die Heizung und die Zahl unserer Schritte am Tag zu verwalten, brauchen wir unzählige Apps, und natürlich sollte jede App ein anderes Passwort haben, mit, aufgepasst, mindestens einem Großbuchstaben, einem Sonderzeichen und einer Zahl. Kein Schwein kann sich das merken, weshalb man sich nicht zu wundern braucht, dass die meisten Menschen ihr Geburtsdatum oder 1234 als Passwort benutzen.