2021 war gelinde gesagt schwer erziehbar. Jetzt soll 2022 richten, was 2021 verbockt hat. Ein guter Anfang wäre zum Beispiel ein bisschen Schnee.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Stuttgart - Wünscht man am 6. Januar noch ein glückliches neues Jahr? Ich meine Ja. Also: Ich hoffe, Sie sind alle gut rübergerutscht und haben auch sonst die Feiertage gut überstanden.

 

Da wären wir nun. 2022. Ich erinnere mich, dass ich in meinen Neujahrskarten zum Jahreswechsel 2020/21 die Hoffnung zum Ausdruck gebracht habe, dieses „komische Jahr“ 2020 werde sein Coronavirus einpacken und bald nur noch eine ferne, wenn auch unangenehme Erinnerung an Lockdowns und Homeschooling sein. Während ich das schrieb, kicherte sich 2021 leise ins Fäustchen.

Kleine Feudalitäten wie Straßenbahnfahrten

Also fahre ich 2022 auf Sicht – was in Zeiten wie diesen einem Blindflug durch eine Gewitterzelle mit nur einem Turbinenantrieb gleicht. Am Montag macht erst einmal die Schule wieder auf. Das bedeutet vor allem, dass unsere Töchter sich wieder kleine Feudalitäten leisten können, ohne davor an einer Teststation in einer Schlange zu stehen, die sich zwei Häuserblocks weit zieht: Straßenbahnfahrten zum Beispiel.

Die Erwartungen an 2022 sind hoch. Ein bisschen wie an die brave kleine Schwester, wenn der rebellische große Bruder gerade den Porsche des Vaters an die Wand gefahren hat, nachdem er wegen Zeugnisbetrugs von der dritten Schule geflogen ist. Jetzt soll die Kleine richten, was der Große verbockt hat. Das Ende der Pandemie müsste doch bitteschön drin sein, 2022!

Schnee zur Entschädigung

In einem Punkt hinkt 2022 bislang weit hinter 2021 her: Es fehlt an Weiß. Im vergangenen Jahr machten die Schulen zwar nach den Weihnachtsferien nicht wieder auf, dafür flockte es ordentlich – wie zur Entschädigung. Erinnern Sie sich noch an den ersten Lockdown vor Ostern 2020? Da knallte gefühlte sechs Wochen die Sonne von einem vergissmeinichtblauen Frühlingshimmel. Zumindest das Wetter weiß noch, was sich gehört.

Meine Töchter bauten sich im Januar 2021 im Garten ein Iglu und fuhren von morgens bis abends Schlitten. Bobs waren in der ganzen Stadt ausverkauft. An der Solitude und jedem anderen Schlittenhügel der Stadt hätte man Eintritt verlangen können. Dieser Januar startete grau und nass, bei unentschiedenen 12 Grad. Doch fürs lange Wochenende ist Schnee angesagt. Auf geht’s, 2022, das ist deine Chance! Netter als 2021 zu werden ist auf jeden Fall noch drin!

Theresa Schäfer (40) ist Mutter von Zwillingen - und Onlineredakteurin im Nebenberuf. Der geballten Power von zwei Neunjährigen steht sie manchmal völlig geplättet gegenüber.