Baumaschinen, Feierabendverkehr, Falschparken und AC/DC. Unserem Kolumnisten Michael Setzer schwant Fürchterliches: Gegen die Expertise eines Zweijährigen kommt er nicht an.

Stuttgart - Manchmal frage ich mich, was ich dem Zweijährigen eigentlich noch beibringen soll oder ob ich eh langsam überflüssig werde. Neulich hat er ein Foto von der Rockband AC/DC gesehen. Er guckt mich an, nickt, sagt „Däng Däng Däng“ und läuft dann grußlos aus dem Zimmer. Wahrscheinlich sind AC/DC jetzt ein bisschen traurig, weil sogar ein Zweijähriger ihre Magie ohne bemerkbare Anstrengungen entschlüsselt hat.

 

Aber lernen ist wichtig. Im Großen, wie im Kleinen - international wie auf lokaler Ebene. Wer ein richtiger Stuttgarter werden will, sollte einige Dinge schon sehr früh verinnerlichen: miserabel parken zum Beispiel. Wir Stuttgarter können das – und mit Stolz kann ich verkünden: Der Sohn ist auch in dieser Beziehung schon ganz weit vorne.

Rush Hour. Nix geht mehr.

Bobbycar, Roller, Laufrad, Kinderwagen, der olle Gehwagen, Feuerwehrauto und zwei Playmobil-Motorräder stehen wild durcheinandergeparkt in der Küche. Rush Hour. Nix geht mehr. Ich sage: „Super! Komm, wir spielen Stuttgart im Feierabendverkehr!“ Und schon stellt der Kleine noch einen Bagger und eine, äh, Mandarine dazu.

Auch Bagger sind wichtig für uns Stuttgarter. Man muss sich an sie gewöhnen, sie ins Leben integrieren wie die dazugehörigen Baustellen. Der Sohn hat Bagger sehr gerne, er nennt sie „Babbala“ und ist immer ganz aufgeregt, wenn wir irgendwo einen sehen. Wir halten dann an und sind gemeinsam begeistert. Mittlerweile haben wir sogar Literatur zum Thema.

Väterliche Bescheidwisserei

Neulich dann der Glücksfall: Als wir gerade wieder einen Bagger bestaunen, fährt ein LKW vor, auf den der Bagger nun aufgeladen werden soll. Es blinkt, es piept, Action pur. Im väterlichen Bescheidwissermodus erkläre ich dem Sohn: „Guck, der Mann fährt jetzt den Bagger auf den Tieflader!“.

Der Mann guckt zurück und sagt: „Im Prinzip, ja. Das hier ist allerdings kein Bagger. Das ist ein Radlader. Bagger erkennt man daran, dass die Schaufel an einem langen Arm befestigt ist.“

Kind und Ich: nicken. Die Melodie in meinem Kopf: „Däng Däng Däng“. Ich muss noch so viel lernen.

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Michael Setzer ist seit zwei Jahren Vater. Früher haben Eltern ihre Kinder vor Leuten wie ihm gewarnt. Niemand hat ihn vor Kindern gewarnt. Er schreibt die „Kindskopf“-Kolumne in der Stuttgarter Zeitung.