Die Klassenfeste sind gefeiert, die Zeugnisse vergeben – jetzt liegen sechs Wochen unendlicher Freiheit vor den Töchtern unserer Autorin. Was für ein fantastisches Gefühl.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Glückwunsch! Sie haben es geschafft. Heute ist der erste Ferientag. Das bedeutet, dass wir die Schulfeste, Klassen-Grillnachmittage und Gitarren/Querflöten/Triangel-Vorspiele glücklich hinter uns gebracht haben. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber im Leben meiner Töchter reiht sich in den Tagen vor den großen Ferien ein Event an das andere. Anna Wintours oder Beyoncés Terminkalender dürfte nicht viel dichter gepackt sein.

 

Ich komme mir vor, als wäre ich die persönliche Assistentin der Managerinnen eines Dax-Unternehmens: Ich kaufe Büchergutscheine für Lehrerinnen, ordere Blumensträuße, backe Kuchen für Schulfeste, schleppe Notenständer zu Vorspielen. Ich will mich gar nicht zu laut beschweren: Schön, dass all diese Feste nach zwei Jahren Coronapause wieder stattfinden können. Nur ist man es gar nicht mehr so richtig gewöhnt, bei Ständerlingen herumzustehen und auf Hocketsen zu hocken.

Sommer, Sonne, Freibadpommes

Sei’s drum: Alle Feste sind gefeiert, alle Zeugnisse verteilt – jetzt sind Sommerferien. Ich erinnere mich noch ganz genau, was für ein Gefühl das früher war: Sechs fantastisch lange Wochen taten sich vor mir auf. Sechs Wochen, die nach Sommer, Sonne, Freibadpommes und Bum-Bum-Eis schmeckten. Wir hüpften im Garten durch die Wasserstrahlen des Rasensprengers. Saßen Nachmittage lang auf dem Mirabellenbaum im Garten meiner Freundin und lasen Wendy-Heftchen. Fuhren morgens mit dem Fahrrad ins Freibad und blieben den ganzen Tag. Unendliche Freiheit.

Das Beste waren die langen, warmen Abende, an denen mich keiner ins Bett schickte und ich noch in der Dämmerung draußen mit meiner Freundin Gummihupf spielen oder meine Rollschuhrunden drehen durfte. Über all diesen Erinnerungen hängt so ein sanfter, goldener Schimmer – wie sommerliches Abendlicht, in dem die Mücken tanzen. Hat es früher in den Sommerferien auch mal geregnet? Bestimmt, aber ich erinnere mich nicht daran.

Ich hoffe, dass sich bei meinen Töchtern ein ähnliches Gefühl einstellte, als sie am Mittwoch mit dicken Schulranzen voller Hefte und Ordner und Stoffbeuteln voller A3-Kunsterzeugnisse nach Hause kamen. Dieses Gefühl, dass die Welt sechs Wochen Pause für sie einlegt – damit sie Bum-Bum-Eis essen können.

Theresa Schäfer (40) ist Mutter von Zwillingen - und Onlineredakteurin im Nebenberuf. Der geballten Power und argumentativen Logik von zwei Zehnjährigen steht sie oft staunend und manchmal völlig geplättet gegenüber.