Carolin Kebekus räumt mit Geschlechterklischees auf und lässt auch Eltern darüber nachdenken, was ihre Kinder da eigentlich lesen, schauen und hören.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart - Wundern Sie sich bitte nicht, dass in den nächsten Zeilen nichts über Corona steht. Über die ungeimpften Kinder. Über fehlende Luftfilter. Über die Belastung von Familien. Über die Absage vom Laternenlauf – im Freien und mit Maske, während in Köln Karneval gefeiert wird. Über den Wunsch von Eltern, dass sie bei der Booster-Impfung vorgezogen werden.

 

Das ist alles sehr wichtig, aber eben auch alles sehr ermüdend – dauernd überkommt einen dieses Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Gefühl. Alle sind mürbe, erschöpft.

Deshalb lassen Sie uns Kräfte sammeln, Gutes tun, um durch diesen verschnupften Herbst zu kommen.

Was hilft gegen den Corona-Frust

Was uns im Kleinen gegen den großen Corona-Frust zumindest zeitweise hilft, sind Spiele (Rommé und Siedler von Catan), Filme (zum Beispiel „We can be Heroes“ auf Netflix) und Bücher. Aber manche dieser Bücher und ihre Geschichten haben es in sich.

Die sehr lustige Carolin Kebekus hat gemeinsam mit Mariella Tripke ein gutes, lautes, wütendes und für manche vielleicht auch derbes Buch geschrieben. „Es kann nur eine geben“ lautet der Titel. Darin werden auch die Frauenbilder in alten Geschichten auseinandergenommen. Von Dornröschen („dümmste Nuss im Märchenwald“) über Pippi Langstrumpf, die umso mehr strahlt je uncooler Annika ist, bis zu Gaby bei TKKG.

Viele werden hier kritisiert, die Heldinnen auseinandergenommen. Denn am Ende darf es eben nicht nur eine geben. „Der Platz für Frauen ist scheinbar begrenzt. Das hat unser Sichtfeld eingeschränkt. Uns hat es an Geschichten gefehlt, in denen vielfältige Frauenfiguren vorkommen. Geschichten, in denen Frauen oder Mädchen Verbündete haben“, schreibt Kebekus. Und fügt hinzu: „Solche Geschichten kannte ich als Kind gar nicht“.

Kinderbücher voller Klischees

Sie weiß, wie wichtig das ist. Denn Kinderbücher stecken heute immer noch voller Klischees. Da gibt es die blaue Abteilung in der Buchhandlung, in denen die Piraten-Bagger-Captain-Sharky-Ware feilgeboten wird, in der anderen versammelt sich die rosa-glitzernde Prinzessin-Lilifee-Petronella-Conni-Welt.

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Das ist nicht nur oberflächlich betrachtet öde, sondern auch inhaltlich. Abenteuer für die Jungs, Alltag für die Mädchen. Warum das alles wichtig ist? Kinderbücher schaffen Realitäten, sie zeigen Welten, von denen Kindern nur träumen können. Sie prägen und bilden, sie unterhalten und erziehen mit. Und vielleicht können sie auch ein bisschen die Welt verändern

Carolin Kebekus hat an Weihnachten übrigens auch gerne tschechische Märchen geschaut und wollte als Kind gerne Prinzessin sein. Heute ist sie Queen.

Zur Person

Anja Wasserbäch
ist Redakteurin im Ressort Leben und betreut die Seite Kind & Kegel im Wochenendmagazin.