Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche bleibt alles beim Alten – auf den Wertstoffhöfen und bei der CDU.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Ehningen - Die Verzweiflung ist so groß, dass Roland Bernhard Hilfe von ganz oben angefordert hat. Weil auch dem Böblinger Landrat weltliche Grenzen gesetzt sind, kam dann der Landesumweltminister. Franz Untersteller (Grüne) hat vergangene Woche den Abfallwirtschaftsbetrieb besucht und dessen Mitarbeiter als Alltagshelden ausgezeichnet. Viele Berufsgruppen seien in der Hochphase der Corona-Pandemie in den Blickpunkt gerückt, darunter die AWB-Mitarbeiter. „Egal ob auf den Wertstoffhöfen, im Restmüllheizkraftwerk, auf den Häckselplätzen, den Betriebshöfen oder in der Verwaltung – sie haben den Landkreis sauber gehalten und insbesondere der Renovierungs- und Entrümpelungswut vieler Menschen einen Anlaufpunkt geboten“, heißt es in der Mitteilung.

 

Ausnahmsweise kein Sperrmüll abgeladen

Keinen Sperrmüll, sondern „ein dickes Dankeschön und große Wertschätzung“ hat der Minister zur Abwechslung auf den Wertstoffhof auf der Hulb abgeladen. Symbolisch gab es Süßes und viel Lob und Anerkennung für die Damen und Herren in Orange. Denn sie haben nach wie vor einiges auszuhalten. Der Besuch des Ministers brachte auch nur kurzfristig eine Erleichterung. Dass die Wirkung der Schokolade schnell verflogen ist, zeigt nämlich eine weitere Mitteilung aus dem Landratsamt diese Woche. Martin Wuttke musste einen „erneuten Appell zur Beachtung der Maskenpflicht auf den Wertstoffhöfen“ veröffentlichen. Der Vize-Landrat ist den Job als neuer AWB-Werkleiter erst im April angetreten und hat schon mehr Ärger am Hals als sein Vorgänger bei der Suche nach einem Standort für eine geplante Erddeponie.

Die Renovierungs- und Entrümpelungswut der Kreisbewohner nimmt einfach kein Ende. Doch trotz aller Reinlichkeit vergessen sie kurz vor dem Ziel sämtliche Hygiene und setzen keinen Mund- und Nasenschutz auf. Martin Wuttke erreichen weiterhin Klagen von Mitarbeitern und Kunden, dass sich eine zunehmende Zahl von Wertstoffhofbesuchern nicht an diese Pflicht hält. Das ist kaum vorstellbar, denn wer sich weigert, bleibt auf seinem Müll sitzen. Aber diese Konsequenz löst offenbar eine unschöne Kettenreaktion aus: Martin Wuttke wünscht sich neben der Einhaltung des Mindestabstands und des Tragens der Maske auch die „immer gültige Höflichkeit“.

Marc Biadacz mit guter Kinderstube

Diesbezüglich gehen die Politiker gerade mit gutem Beispiel voran. Neben Franz Untersteller hat diese Woche auch Marc Biadacz seine gute Kinderstube unter Beweis gestellt. Was sein Bundestagsmandat angeht, erspart er der CDU langwierige Nominierungsdiskussionen: Er kündigte schon zweieinhalb Jahre vor der nächsten Wahl seine erneute Kandidatur an. „Es liegen große Aufgaben vor uns – nicht zuletzt aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie“, erklärte er. Dazu zähle nicht nur die nach wie vor offene Nachfolgefrage an der CDU-Spitze, sondern auch die Suche nach einem Ersatz für Paul Nemeth, dessen Landtagsmandat fast ein halbes Dutzend Christdemokraten erben möchten. Um dabei „die immer gültige Höflichkeit“ zu garantieren, könnte Hilfe von ganz oben ebenfalls nötig sein, wohin die CDU allein namenstechnisch einen besseren Draht als der Landrat haben müsste.