Was kann der Staat von seinen Bürgern fordern? Jedenfalls keine Impfung, sagen in der Corona-Pandemie erstaunlich viele Menschen. Dabei hat der Staat, findet unser Kolumnist, schon ganz anderes von uns verlangt.

Stuttgart - Neulich äußerte ich in einem Kommentar Sympathie für „verantwortungsbewusste Politiker, die Führung übernehmen“. Daraufhin meldete sich ein Leser mit dem Hinweis, einen Führer hätten wir schon einmal gehabt. „Ich mag Orientierung, aber führen tu ich mich selber und lass auch überhaupt nicht zu, dass mich jemand führen will (bin ich ein unmündiges Kind?).“ Das ist, wie ich finde, ein sehr sympathisches Statement, nur vielleicht zu sehr reduziert auf das eigene Ich. So schrieb ich dem Leser, dass zur Pflege der eigenen Mündigkeit auch die Rücksichtnahme auf andere gehöre. Es könne nicht jeder tun, was er wolle. Demokratie ende nicht da, wo die Dinge anders liefen, als man selbst es gerne hätte. Der Leser antwortete, er bevorzuge den amerikanischen Standpunkt: „Wer sich selbst am besten hilft, hilft automatisch auch anderen.“