Eine in Stuttgart lebende Kenianerin habe ich nie zu einer Figur gemacht, ebenso wenig wie eine muslimische Albanerin, obwohl sie zu jener Gegenwart gehören, die ich beschreibe. Es gab Entwürfe, dann die Zweifel: Das darfst du nicht, es wird in jedem Fall verkehrt, verletzend, rassistisch sein. Schließlich die Entscheidung dagegen.

Ich möchte es nur einmal sein, um zu erfahren, wie sich das anfühlt.“ Dies sagte mir eine aus Kenia stammende Bekannte vor Jahren und meinte damit das Weißsein, die Hautfarbe, die nicht die ihre ist, und das damit verbundene Privileg, hier nicht sofort aufzufallen, herauszustechen, Freiwild für Rassismus zu sein, auf den ersten Blick gebrandmarkt zu werden. Unser Gespräch über Hautfarben war ernst, aber unbefangen, von beiden Seiten her. Wir kannten uns aus der Kita, tauschten Kochrezepte aus, jede erzählte der anderen von ihrem Leben, es gab von Anfang an Sympathie und Nähe. Wir waren zwei gut ausgebildete Frauen mit kleinen Kindern. Damit endeten die Gemeinsamkeiten. Unser Erfahrungshorizont unterschied sich enorm.