Aus der Fellbacher Stadtmitte wurde zur Europameisterschaft eine inoffizielle Partymeile. Italienische Fans lassen dort regelmäßig ihren Emotionen freien Lauf – einer von ihnen hat sich mit einer Bitte an die Redaktion gewandt.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Den Weg der Fußballer vom Stiefel haben wir bei der Fußball-EM ja zugegebenermaßen eh schon mit Wohlwollen verfolgt. Denn erstens lassen die Italo-Kicker gerade in Fellbach bekanntlich besonders viele Herzen höher schlagen. Und zweitens kann vom einst berüchtigten Abwehrbollwerk beim Team von Roberto Mancini keine Rede mehr sein. Statt hinten wie in den Hochzeiten des Catenaccio nur Beton anzurühren, vorne auf einen Zufallstreffer zu hoffen und in der Schlussviertelstunde fast schon traditionell nur noch den sterbenden Schwan zu markieren, hat uns die neue italienische Nationalmannschaft mit einer offensiv ausgerichteten Spielweise und vielen sehenswerten Toren überzeugt – und ein bisschen auch vom schwachen Auftritt des deutschen Teams abgelenkt.

 

Anwohner mit Verständnis, Polizei mit „freundlichem Charme“

Dass es nicht allzu schwerfällt, im EM-Finale am Sonntag der Squadra Azzurra die Daumen zu drücken, hat freilich noch einen anderen Grund. Der heißt Franco Carella, kommt aus Fellbach und hat uns neulich angerufen. Ob es nicht möglich sei, sagte Carella am Telefon, in einem Zeitungsbericht auch mal ein herzliches Dankeschön zu sagen? Erstens dafür, dass die Anwohner rund um den Stuttgarter Platz so viel Verständnis für die feiernden Fußballfans aufbringen.

Und zweitens dafür, dass die Fellbacher Polizei so besonnen auf die nächtlichen Jubelkundgebungen reagiert. „Trotz des Ansturms aus der ganzen Region haben die Beamten seit nun fast einem Monat mit freundlichem Charme und hoher Professionalität für die Sicherheit und Ordnung gesorgt. Ihnen ist es zu verdanken, dass es eine fröhliche Feierstimmung überhaupt geben kann – und es keine größeren negativen Vorkommnisse gab“, sagt Franco Carella.

Aus der Fellbacher Stadtmitte wird eine inoffizielle Partymeile

Wir können die Botschaft durchaus unterstützen – auch wenn wir gut verstehen können, dass es viele Fellbacher nicht zwingend gebraucht hätten, dass aus der Stadtmitte eine inoffizielle Partymeile wird. Wir sagen ebenfalls Grazie, freuen uns mit und wünschen den Italienern im Finale einen knackigen 4:0-Erfolg nebst schöner Titel-Sause. Schließlich ist uns ja immer noch ein Rätsel, weshalb England nach dem Brexit überhaupt mitspielen darf bei einer Europameisterschaft. Was lief da schief in den Austrittsverhandlungen? Sonst regelt Brüssel doch auch den Krümmungswinkel jeder Salatgurke.

Schon deshalb wünschen wir uns Italien als Titelträger. Und mit Blick auf die Anwohner noch was: einen pünktlich zum Schlusspfiff einsetzenden und sanft übers Land fallenden Nieselregen.