Studenten der Pädagogischen Hochschule haben in dieser Woche um die Wette referiert. Bei der 15. Powerpoint-Karaoke ging es in den komischen Vorträgen aus dem Stegreif auch um die Wahl in den USA.

Ludwigsburg - Es ist Dienstagabend, Wahltag in den USA. Doch während dort der so hehre wie später irre demokratische Akt gerade richtig los geht, ist Pascal Grupe schon einen Schritt weiter. Er swingt quasi schon, vor einer gewaltigen Beamerprojektion turnt er auf und ab. Mit viel Körpereinsatz erklärt der 21-jährige Student anhand einer Powerpoint-Präsentation das „Politische System der USA“. Auch diskutiert er – fast prophetisch zu diesem Zeitpunkt – Trumps mögliche Präsidentschaft. Knapp 200 Studenten lauschen seinem Vortrag im Hörsaal der Pädagogischen Hochschule neben dem Literatur-Café. Grupe deutet auf ein Schaubild und erklärt, dass der Präsident „im rechten Flügel“ des „weißen Häuschens“ wohne und die „Rolle des Präsidenten“ ein wichtiges Thema sei. „Welches Klopapier benutzt der?“ Klar wird auf dem Schaubild außerdem: Die obersten Bundesrichter seien „blaue Fuzzies.“

 

Doch ach. Gelächter, Zwischenrufe und Alkohol prägen Grupes Vortrag. Hat die Jugend keinen Respekt mehr vor Bildung?

Wer den lautesten Applaus erhält, gewinnt

Neee, Pascal Grupe steht nur einfach im Finale der PH-Power-Point-Karaoke! Fabian Friedl moderiert sie. Neun Studenten, darunter zwei Zweier-Teams, treten gegeneinander an. Sie müssen willkürliche und oft unfreiwillig komische Power-Point-Präsentationen halten, die sie nie zuvor gesehen haben. Darunter solche Perlen wie: „Allaf und Helau – Karneval in Deutschland“, „Die Kohlmottenschildlaus“ oder: „Hast la victoria siempre – Guerilla Marketing & Co.“ Die Sieger kürt das Publikum am Ende per Applauslautstärke. Und Sieger wird im Großen und Ganzen, wer mit sicherer Stimme einen möglichst ironisch-skurrillen, aber dennoch in sich geschlossenen Vortrag improvisiert. Bullshit-Bingo für Fortgeschrittene.

Besonders schwer hat es Anja Lederer an diesem Abend. Die 24 Jahre alte Biologie-Studentin muss über das „Erweiterte Parkhaus“ fabulieren. Irgendwer hat wirre Diagramme mit Pfeilen, Farben und Variablen über mehrere Folien verteilt. Ein bisschen sieht die Powerpoint aus wie das Malbild eines vierjährigen Ingenieurs. Lederer versucht aus den „13 Folien“ eine magische Zahl zum Thema Parkraummanagement zu lesen und empfiehlt, vor dem „Einparken eine Ziege zu schlachten“. Hatte sie wirklich die schwerste Präsentation? „Er war die offenste“, sagt sie sportmännisch grinsend.

In Ludwigsburg findet die Power Point Karaoke an diesem Abend zum 15. Mal statt. So gesehen schon ein kleines Jubiläum, berichtet Michael Gans, der Organisator und Hochschulbeauftragte für das Literatur-Café. „Wir gehörten in Ludwigsburg zu den ersten Anbietern in Deutschland“, sagt er. Überhaupt seien Ludwigsburg und die Region Hochburgen für Poetry Slams und ähnliche Formate. „Bei der Power-Point-Karaoke brechen die Vortragenden ernste Themen ironisch herunter“, erklärt Gans, warum das öffentliche Bulletpoint-Gemetzel so gut ankommt. Zumal Power Point heutzutage zur Lebenswirklichkeit der Menschen gehöre, jeder also die Skurrilität der Vorträge nachvollziehen könne.

Drei Stunden Blödsinn – großartig

Vor dem Beamer geht es derweil auf die Zielgerade. Pascal Grupe erklärt noch kurz, Trump habe die Haare schön. Dann räumt er das Feld für Yannik Jooß. Der 23-jährige Sportstudent ist sein Finalgegner. Er hält den gleichen Vortrag nochmal, und konzentriert sich auf die starke Rolle des Präsidenten im politischen System: „Wenn der Präsident sagt, du musst deine Schnauze halten, hälst du deine Schnauze.“ Er zitiert seinen eigenen ersten Vortrag über Grünkohl während seiner Thesen über das Essverhalten der Kandidaten: „Donald isst die Wurst roh, Hillary eher Filderkraut.“ Überhaupt zitieren sich die Kandidaten viel selbst und wechselseitig. So schafft es ein Wort wie „Bifurkation“ auf einen ähnlichen all-erklärenden Sonderstatus wie sonst nur die Zahl 42.

Am Ende reicht es nicht ganz für Yannik Jooß. Pascal Grupe gewinnt. „Das waren drei Stunden großartiger Blödsinn“, sagt er. Er habe aber auch „richtig gute Powerpoints gehabt.“ Im ersten Vortrag war sein Thema: „Was Baywatch uns lehrt“. Das habe ihm schon gelegen, sagt Grupe grinsend.