Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr so stark gewachsen wie lang nicht mehr. Doch die Abhängigkeit von der überreizten Geldpolitik hat zugenommen, meint Wirtschaftsredakteur Roland Pichler.

Berlin - Der Aufschwung in Deutschland geht ins neunte Jahr. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es mit der deutschen Wirtschaft auch 2018 bergauf geht. Die robuste Konjunktur in Europa und auf anderen Auslandsmärkten begünstigt diese Entwicklung. Das führt inzwischen zu Engpässen – etwa auf dem Arbeitsmarkt. Unternehmen fällt es immer schwerer, qualifiziertes Personal zu finden. Dennoch deuten die Signale zurzeit nicht auf eine Überhitzung der Konjunktur hin. Die Wachstumsrate liegt mit mehr als zwei Prozent zwar über dem langjährigen Schnitt, ist aber von früheren Höchstständen noch weit entfernt.

 

Je länger der Aufschwung andauert, desto wahrscheinlicher wird eine Umkehr des Trends. Die Konjunktur verläuft in Zyklen. Irgendwann gehen auch die guten Zeiten vorbei. Dafür gibt es momentan zwar keine Anzeichen. Eine langen Erholung birgt aber immer das Risiko, dass Beschäftigte, Unternehmen und Politiker den Boom für selbstverständlich halten. Bei guter Stimmung werden Gefahren leicht übersehen. Das robuste Wachstum ist auch auf die extreme Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen, die den Konsum anheizt. Doch die EZB muss ihre überzogene Geldschwemme allmählich drosseln. Das wird nicht ohne Folgen bleiben.