Obwohl sich die deutsche U 19 bei der EM den fünften Platz gesichert hat, gibt es im Nachwuchsbereich einige Probleme, die der DFB lösen muss, meint unser Autor Thomas Haid.

Stuttgart - Durch einen Sieg im Elfmeterschießen am Donnerstag gegen die Niederlande haben die deutschen U-19-Junioren bei der EM den fünften Platz belegt und sich noch für die U-20-WM im nächsten Jahr qualifiziert. Ende gut, alles gut also? Nächste Frage: wann hat ein DFB-Nachwuchsteam letztmals den Titel bei einer WM oder EM gewonnen? Für die Antwort benötigt man ein gutes Langzeitgedächtnis – es war bei den Europameisterschaften 2009 mit der U 17 und der U 21.

 

Aktuell sieht die Turnierbilanz so aus, dass die U 19 nicht nur jetzt schon in der Gruppenphase gescheitert ist, sondern auch bereits bei der EM vor einem Jahr. Weiter verlor die U 20 bei der WM 2015 im Viertelfinale gegen Mali – und die U 21 blamierte sich bei der EM 2015 im Halbfinale mit einem 0:5 gegen Portugal. Alles Zufall, oder was?

Wohl kaum. Vielmehr spricht einiges dafür, dass das Ausbildungssystem für die Jugend jetzt zwar nicht von Grund auf reformiert werden muss, aber punktuelle Korrekturen und Richtungsänderungen scheinen unerlässlich. Gefordert ist der DFB-Sportdirektor Hansi Flick, dessen Aufgabe es ist, Konzepte zu entwickeln, die dazu führen, dass speziell auf Problempositionen wie bei den Außenverteidigern oder im Sturm wieder mehr Talente nachrücken. Schließlich werden die Defizite in diesen Bereichen auch bei der A-Nationalmannschaft immer offensichtlicher – siehe die gerade beendete EM in Frankreich.

Problem erkannt, aber noch nicht gebannt, heißt es in Bezug auf den DFB. Denn um die Mängel zu beheben ist es nötig, dass der Verband qualifizierte Trainer für seine Stützpunkte einstellt. Bisher arbeiten diese Fachkräfte lieber bei den Vereinen, die in diesem Zusammenhang jedoch auch in der Pflicht stehen. So weigern sie sich nach wie vor gelegentlich, ihre jungen Spieler für die Auswahlmannschaften abzustellen – wie gerade bei der Nominierung des Olympiateams für Rio erlebt. Dabei sind solche internationalen Erfahrungen wichtig für die Entwicklung der Talente. Zudem gibt es in der Bundesliga wenige Clubs, die konsequent auf den Nachwuchs setzen. Im Zweifel wird lieber noch ein Profi aus dem Ausland verpflichtet.

Ende gut, alles gut? Vielleicht fällt die Antwort nach den nächsten Welt- und Europameisterschaften im Jugendbereich leichter.