Das neue Insektenschutzgesetz wird das Artensterben nicht verhindern – es ist mutlos und kurzsichtig, meint Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Berlin - Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) hat die bemerkenswerte Eigenschaft, so viele Nebelkerzen gleichzeitig werfen zu können, dass niemand mehr das Thema sieht: Jetzt rühmt sie die Bemühungen Baden-Württembergs für den Insektenschutz als vorbildlich – solche freiwilligen Vorstöße dürfe man nicht mit einem rigiden Bundesgesetz torpedieren. Was Klöckner aber verschweigt: Die ersten Studien im Südwesten zeigen eindeutig, dass selbst solche ehrgeizigen Projekte das Artensterben nicht verlangsamen. Es geht ungebremst weiter.

 

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Insofern mag das neue Bundesinsektenschutzgesetz sicher ein kleiner Fortschritt sein – es wird weniger Glyphosat und weniger Pestizide geben und mehr Schutz für die Gewässer. Aber all das wird etwa das Aussterben zahlreicher Wildbienen nicht verhindern. Bei der Coronapandemie werden zurecht Billionen von Euro zur Bekämpfung eingesetzt – beim Artensterben, das unsere Lebensgrundlage bedroht, glaubt man aber mit dem Herumdoktern an wenigen Symptomen auszukommen. CDU und SPD haben nach langem Streit einen halbherzigen Kompromiss beschlossen, der niemandem wirklich dient, weder den Landwirten noch der Natur. Das Gesetz ist mutlos, kurzsichtig und fatal.