Mit dem Gewinn der englischen Meisterschaft hat das Team von Leicester City ein Fußballmärchen geschrieben. In Deutschland fühlt man sich an den Durchmarsch des 1. FC Kaiserslautern von 1998 erinnert, als der Aufsteiger zum Meister wurde.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Die Zeitung „The Guardian“ schwärmt von einer der bemerkenswertesten Geschichten in der Historie des englischen Fußballs. Und tatsächlich ist die Meisterschaft der Foxes, jenem Außenseiterteam von Leicester City, ein modernes Fußballmärchen, das man im Millionen-Business Profifußball so gar nicht mehr für möglich gehalten hätte. Dies trifft übrigens auch auf die britischen Buchmacher zu, für die Leicesters Meistertitel in der Premier League einer gegen jede Wahrscheinlichkeit war. Wer vor der Saison darauf wettete, ist nun ein reicher Mann: Die Quote der englischen Buchmacher lag damals bei 5000:1. Das heißt, dass es für zehn eingesetzte Pfund nun 50.000 heraus gibt. Laut britischer Wettbüros war es vor Saisonbeginn wahrscheinlicher, dass der Papst für die Glasgow Rangers spielt (4000:1) oder dass Elvis lebt (2000:1).

 

Shinji Okazaki zeigt großen Einsatzwillen

Dabei war es Fußball mit Leidenschaft, welcher die Foxes aus den East Midlands zur Meisterschaft trug. Als ein Gegengewicht zu den teils überheblichen Großclubs aus Manchester (United, City) und London (Arsenal, Chelsea), die aber auch noch internationale Aufgaben zu erledigen hatten. Spieler wie der ehemalige Stuttgarter Shinji Okazaki lebten bei den Blauen aus Leicester diesen unbedingten Einsatzwillen auf dem Rasen vor. Dazu gesellte sich in Jamie Vardy ein Stürmer, dessen Stern mit 22 Saisontreffern in dieser Spielzeit aufging.

Weil Leicester City erst im Sommer 2014 aufstieg, fühlt sich der deutsche Fan ein wenig an die Saison 1997/98 erinnert, als der 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger zur deutschen Meisterschaft stürmte. Angesichts der Allmacht des FC Bayern, der kurz vor seinem vierten Titel in Serie steht, erscheinen derlei Szenarien in der Bundesliga derzeit allerdings weit weg. Darauf zu wetten, dass etwa der 1. FC Köln im nächsten Sommer Meister ist, erscheint also ziemlich abwegig. Auch wenn das Fußballwunder von Leicester belegt, dass im modernen Profifußball nichts unmöglich ist.