Mit Solidarität für Helfer, Pfleger, Handel und Gastronomie können wir die Osterbotschaft ein Stück weit leben.

Leonberg - Die Meldungen, die uns unmittelbar vor Ostern erreichen, steigern nicht eben die Festtagslaune: Aus der Messehalle von Sindelfingen soll eine Art Notfallklinik mit bis zu 400 Betten werden. Selbst wenn der Landrat die Wahrscheinlichkeit, dass sie wirklich gebraucht wird, als vergleichsweise gering einschätzt: Der Umstand, dass dieses Notkrankenhaus realisiert wird, zeigt wie ernst die Lage nach wie vor ist.

 

So ist das hoffentlich überflüssige Projekt gleichsam eine Mahnung, dass während und nach der Feiertage keineswegs der Normalzustand angepeilt werden kann. Im Gegenteil: Die Situation in den Pflegeheimen kann ohne Übertreibung als äußerst kritisch bezeichnet werden. Und in den Krankenhäusern selbst bereiten sich die Mediziner auf weitere Corona-Patienten vor, die womöglich schon während der Ostertage eingeliefert werden.

Rückbesinnung auf alte Werte

Es tut gut, wenn dem weit über die Belastungsgrenze hinaus arbeitenden Personal in Kliniken und Heimen mit symbolischen Aktionen wie der Spende von hochwertigen Ostereiern, Brezeln oder Hasen, allesamt von Privatleuten oder heimischen Firmen initiiert, der Rücken gestärkt wird. Doch zum Schwur wird es kommen, wenn es nach der Krise um den künftigen Tarif in der Pflege geht. Dann wird sich herausstellen, ob die wohlfeilen Worte wirklich Gehalt haben.

Momentan aber muss es vor allem darum gehen, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und das kommunale Leben zu sichern. Dazu zählt, dass unsere Betriebe, Geschäfte, Restaurants und Cafés diese schwierigen Wochen, womöglich Monate, überstehen können. Dies wird nur mit echter Solidarität und der Rückbesinnung auf oftmals längst vergangene Werte gelingen: Zum Beispiel dem Einkauf in den kleineren Läden. Die sind leistungsfähig, zuverlässig, bieten Qualität und haben Gesichter. Man kennt seinen Bäcker, seinen Metzger, seinen Händler für Kleider oder Blumen. Genau wie man den Wirt seines Stammlokals kennt oder die Bedienung im Lieblingsrestaurant.

Kreative Kraft des Handels

All das sind Menschen, denen bisweilen nicht einmal die Kurzarbeit bleibt. Die aber in dieser existenzbedrohenden Krise eine gewaltige Kraft entwickeln, um mit Service und Flexibilität ihre Kunden zu halten. In vielen Fällen gelingt dies recht gut, reicht aber keineswegs, um das normale Geschäft zu ersetzen. Je mehr Menschen sich also auf unseren Handel und unsere Gastronomie besinnen und dort bestellen, desto größer ist die Chance, dass in der Zeit „danach“ die Struktur einer lebendigen und liebevollen Stadt nicht zerstört worden ist. Jeder hat es in der Hand, gerade jetzt an Ostern!

Ein anderes Ostern. Daheim ohne Besuch von Verwandten und Freunden. Und, was besondern schmerzhaft ist, ohne Besuch bei den Kranken und Schwachen in Kliniken und Pflegeheimen. Vielen Menschen, die sich um ihre Lieben sorgen, wird eine schwere Prüfung auferlegt.

Nahrung für die Seele

Und doch passt der Sinn des Osterfestes gerade in diese so harten Tage. Denn am Anfang stehen Verzagtheit oder gar Verzweiflung. Doch mit der Auferstehung geht Hoffnung einher und die Erkenntnis, dass das Gute stärker ist als das Böse.

Auch Menschen, die sich dem Glauben nicht verbunden fühlen, kann die Osterbotschaft Trost und Kraft geben, ist sie doch Nahrung für unsere Seele. Und die brauchen wir, um diese unwirkliche wie bedrückende Phase zu bewältigen.