Das Beispiel in Leonberg zeigt: Die Auflagen für verkaufsoffene Sonntage schaden dem ohnehin gebeutelten Handel massiv.

Würde ein Unwort des Jahrzehnts gesucht, so wäre „Deutsche Bürokratie“ ein mehr als passender Vorschlag. Fast jeder von uns hat seine eigenen Erfahrungen mit bürokratischen Hürden und Erschwernissen, manchmal gar Schikanen gemacht. Besonders schlimm wird es, wenn Vorschriften und Paragrafen die Existenz unserer Wirtschaft tangieren.

 

Nein, wir reden hier nicht über Auflagen beim Arbeitsrecht, Arbeitsschutz oder Umweltschutz. Die sind richtig und wichtig. Es geht um vergleichsweise profane Themen wie einen verkaufsoffenen Sonntag. Gerade nach der mehr als zweijährigen Coronalähmung ist es für unseren Einzelhandel und unsere Gastronomie buchstäblich überlebenswichtig, sich jenseits des Alltags als leistungsstark und serviceorientiert zu präsentieren – den Menschen zu zeigen, dass ein reales Kauferlebnis etwas ganz anderes ist als der sogenannte Warenkorb im Internet.

Irgendwann sind die Städte tot

Gewiss: Die Sonntagsruhe ist ein hohes Gut. Doch viele Beschäftigte im Handel, die um ihre Zukunft bangen, sind gerne zwei- oder dreimal im Jahr an einem Sonntag auf den Beinen, wenn dadurch ihr Arbeitsplatz mit abgesichert wird. Im Ausland, auch im europäischen, sind geöffnete Geschäfte an Sonntagen völlig normal.

Nicht so in Deutschland: Hier werden die Möglichkeiten, mit Kreativität und Einsatz die Existenz von vielen zu sichern, mit immer neuen Paragrafen und Auflagen abgewürgt. Das betrifft längst nicht nur verkaufsoffene Sonntage, sondern Engagement verschiedener Art, auch ehrenamtliches. Bis unsere (Innen-)Städte irgendwann tot sind.