Die Stadt sollte sich mehr ins Zeug legen in Sachen Wohnungsbau, aber nicht bei der Bebauung der grünen Wiese, das wäre nicht zeitgemäß, findet Jörg Nauke.

Stuttgart - Nach der Generaldebatte hatte Stadtrat Jürgen Zeeb von den Freien Wählern an der Bäckereitheke drei bescheidene Wünsche: ein trockenes Brötchen, dass sich die Aneinanderreihung von Monologen nicht mehr zu oft wiederholen möge– und dass die Bauverwaltung nur zehn Prozent mehr Engagement an den Tag legt. Viel wohler fühlten sich beim Marathon die Kollegen von CDU und SPD, bot sich doch die Gelegenheit, OB Fritz Kuhn (Grüne) zu sagen, warum er die Verantwortung für die Wohnungsmisere trage. Natürlich kann sich die Rathausspitze mehr ins Zeug legen, aber den Bestand drastisch zu steigern, damit wären selbst die Oberkritiker Kotz und Körner überfordert. Dass sie sich zutrauen, Kuhn zu beerben, wird aber immer deutlicher.

 

Nein zum Flächenfraß

Die vorhandenen Baugebiete bieten ausreichend Gelegenheit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, bis das Wunder von der Bebauung des S-21-Geländes wahr wird – sofern sich Gemeinderat und Verwaltung darauf verständigen, Bremsmanöver bei der Planung zu vermeiden. Nach dem Wertewandel der SPD wäre nun aber sogar der Weg frei – natürlich erst nach langwierigen Planänderungsverfahren, Grunderwerbsversuchen und Umlegungsverfahren –, neue Baugebiete an grünen Rändern auszuweisen, die aus wahltaktischen Gründen vorerst anonym bleiben müssen. Aber abgesehen davon, dass nach dem Sündenfall der Flächenfraß nicht aufzuhalten wäre, weil sich eine Häuserzeile beliebig erweitern ließe, erneuert sich eine moderne Stadt heute nicht außen, sondern innen. Urbanität und Zentralität sind angesagt, keine neuen Dorfkerne ohne Bäcker.