Die Kehrtwende von Bundeswehr und Innenministerium zu Gunsten der lokalen Helfer in Afghanistan kommt gerade noch rechtzeitig, meint Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Da hat die Bundesregierung gerade noch die Kurve genommen. Mehr afghanische Helfer von Bundeswehr und Polizei als ursprünglich vorgesehen sollen hier ein Aufenthaltsrecht erhalten. Bisher war der Eindruck entstanden, als lasse Deutschland diejenigen im Stich, die wegen ihrer Mitarbeit künftig in ständiger Angst leben müssen. Denn was radikale Taliban mit vermeintlichen Kollaborateuren anstellen, kann man sich leicht denken. Schon bisher sind einzelne Angestellte von Extremisten direkt bedroht worden.

 

Allerdings sind Innenministerium und Bundeswehr wohl weniger wegen der verstärkten Risiken für die Menschen umgeschwenkt, sondern eher aufgrund der wachsenden Kritik hierzulande. Es darf halt nicht sein, dass man viele Milliarden Euro für den Afghanistan-Einsatz aufbringt, aber gleichzeitig kaum Handlungsspielraum sieht, um wenige Hundert loyale Ortskräfte mit Anstand zu behandeln. Was passiert, wenn ein Dolmetscher, Wachmann oder Barkeeper nach dem Abzug der Bundeswehr umgebracht wird? So etwas ließe sich ohnehin nicht hundertprozentig verhindern, wäre aber beschämend für das Land und dem ganzen Einsatz nicht angemessen. Also tut die Regierung gut daran, jetzt bürokratische Hürden zu beseitigen und sich bei der Einreise kulant zu zeigen – nicht erst dann, wenn es zu spät ist.