Nach dem tödlichen Badeunfall eines Flüchtlingskindes stellt sich die Frage nach dem Schwimmunterricht. Der steht für Grundschüler im Bildungsplan, doch in Stuttgart fehlen Schwimmflächen.

Stuttgart - Ein 13-jähriger Flüchtlingsjunge ist nach einem Badeunfall gestorben. Das ist tragisch. Die Hintergründe für diesen Vorfall sind bisher nicht bekannt. Schuldzuweisungen sind deshalb auch nicht angebracht.

 

Gleichwohl ist der Fall ein Anlass, den Blick auf die Situation des Schwimmunterrichts in Stuttgart zu werfen. Vorab: es ist ein Glück, dass in den vergangenen Jahren kein Kind in Stuttgart ertrunken ist. Denn Tatsache ist auch, dass der Anteil der Nichtschwimmer in der Vergangenheit stetig zugenommen hat. Im Jahr 2000 konnten zehn Prozent der Grundschüler nach dem Ende der vierten Klasse nicht schwimmen, im Jahr 2010 war der Anteil der Nichtschwimmer auf 18 Prozent gewachsen, vor zwei Jahren waren es bereits mehr als 20 Prozent. Das ist nicht akzeptabel.

Immer mehr Kinder bleiben dem Schwimmunterricht fern

Es lohnt sich daher, nach den Gründen zu schauen. Dass an einigen Schulen der Schwimmunterricht ausfällt, liegt nicht nur an Bädersanierungen, unter anderem aufgrund von Brandstiftung, sondern auch an weiten Wegen zum Bad und fehlenden Sportlehrern. Dass immer mehr Kinder nicht schwimmen können, liegt aber auch daran, dass Kinder und insbesondere Mädchen aus Migrantenfamilien dem Schwimmunterricht fern bleiben, wie das Staatliche Schulamt festgestellt hat. Doch Schwimmunterricht gehört zum Bildungsplan und ist eine Pflichtveranstaltung.

Neben Stadt und Schulamt sind auch die Eltern dafür verantwortlich, dass ihr Kind schwimmen lernt. Nicht nur, damit es nicht ertrinkt. Es profitiert auch bis ins hohe Alter von dieser gesunden Sportart. Und übrigens: Schwimmen macht Spaß.