Sportlich ist Christoph Harting jetzt ein ganz Großer. Unser Kommentator meint: Hoffentlich benimmt er sich künftig auch wie einer.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Womöglich ist es ja anmaßend, einem frisch gekürten Olympiasieger sagen zu wollen, wie er sich im Moment seines größten Triumphs zu verhalten gehabt hätte. Wer von uns hat eine vergleichbare Situation denn schon einmal erlebt? Andererseits gibt es zu dem einen oder anderen Gebaren keine zwei Meinungen – ganz egal, wie groß die Selbsterfahrung nun auch sein mag.

 

Christoph Harting hat Olympiagold im Diskuswerfen gewonnen, die Umstände waren besondere: Er trat aus dem Schattens eines großen Bruders, der Sieg kam überraschend, in Rio bestreitet er seine ersten Spiele. Aber muss man deshalb bei der Siegerehrung herumhampeln, zur Nationalhymne pfeifen und die interessierte Öffentlichkeit ignorieren? Bei allem Verständnis für diese emotionale Ausnahmesituation: Natürlich nicht. Olympiastarter repräsentieren bei den Spielen schließlich nicht nur ihre eigene Persönlichkeit, sondern auch ihren Sport, ihren Fachverband und natürlich ihr Land, das ihr sportliches Treiben auf verschiedene Wege – im Fall Harting über eine Stelle bei der Bundespolizei – zumindest mitfinanziert. Sie dürfen Ecken und Kanten haben, natürlich, haben aber eben auch eine Vorbildfunktion.

Ob Harting sich am Tag danach aus freien Stücken entschuldigte oder es auf sanften Druck seiner Ratgeber tat – angemessen war sein Bedauern auf alle Fälle. Zu wünschen ist ihm, dass er sportlich bleibt, was er jetzt ist: Ein ganz Großer. Und dass er sich künftig auch so benimmt.